Wooden Furniture in Herculaneum

Wooden Furniture in Herculaneum

Holzmöbel aus Herculaneum

Im Zusammenhang mit meiner Ausbildung zur Möbelrestauratorin habe ich mich intensiv mit den Anfängen der Möbelherstellung auseinandergesetzt und bin auf die Studie «Wooden Furniture in Herculaneum» von Stephan T.A.M. Mols gestossen.

In seinem Buch verschafft er uns einen Überblick über 41 Möbelstücke (Betten, Liegen, Tische, Sitz- und Aufbewahrungsmöbel) aus dem frühen Kaiserreich Roms. Dabei setzt er die zur Herstellung der Möbel verwendeten Techniken sowie deren Form und Funktion ins Zentrum und bettet sie in ihren sozialen und historischen Kontext ein.

Die Holzmöbel in Herculaneum wurden durch den Ausbruch des Vesuvs (79 n. Chr.) feuerverkohlt, wodurch sie in veränderter Form über die Jahrhunderte erhalten und chemisch stabil blieben.
Nach der Entdeckung von Tutanchamuns Grab im Jahr 1922 wurde zum ersten Mal mit geschmolzenem Paraffinwachs ein Holzartefakt konserviert.
Ab 1927 wurde diese Technik auch in Herculaneum angewandt, wodurch nun die Holzmöbel vor dem Zerfall geschützt werden konnten. Von den Ausgrabungen vor 1900 ist leider kein einziges Möbel erhalten geblieben.

Als Schreinerin interessieren mich natürlich insbesondere die verwendeten Techniken. Dabei ist festzustellen, dass die Handwerker von Herculaneum auf einem aussergewöhnlich hohen Niveau arbeiteten und über umfassende Kenntnisse einer Vielzahl von unterschiedlichen Hölzern besassen. Sie verfügten über Werkzeuge und Techniken, die bis zur industriellen Revolution als mechanische Holzbearbeitungstechniken aufkamen, keine tiefgreifenden Veränderungen mehr erfuhren.

Die Römer perfektionierten die bereits bekannten Werkzeuge wie Axt, Keil, Säge, Hammer/Klöppel, Stechbeitel/Hohleisen, Bohrer, Feile und Raspel, Schleifpapier (Fischhaut), Schraubzwinge, Drechselbank, Winkel, Zirkel, Lineal, Lot, sowie ein Vorläufer der Wasserwaage (libella) und fügten den Zimmermannshammer sowie den Hobel zum allgemeinen Werkzeugbestand hinzu. Dessen Form hat sich bis in die Neuzeit kaum mehr verändert.

Sie kannten diverse Holzverbindungen (u.a. Schwalbenschwanz/Gratleiste, stiftgesicherte Nut-Feder-Verbindungen, (Blind-)Zapfen, Überblattung, offene Fingerzinkung und Leime (Kuh- und Fischleim, Bitumen und Pech).
Zu ihrem weiteren Repertoire gehörten u.a. aufwändige Holzschnitzereien, Furniertechniken – auch mit Vergoldungen, Intarsien aus Holz, Elfenbein, Glaspaste, Silber etc. und Marketerie sowie Oberflächenbehandlungen mit diversen Ölen und Farben.

Sie verbauten Klavierscharniere (aus Knochen, Holz oder Elfenbein) und gelten als Erfinder des Schrankes (armarium) und der Rahmen-Füllungs-Konstruktion. Diese formstabile Flächenkonstruktion ging nach dem Untergang des Römischen Reiches grösstenteils verloren und kam erst wieder in der Spätgotik auf.

Eine der bedeutendsten Entdeckungen in Herculaneum in den letzten Jahrzehnten erfolgte 2009/10, als das eingestürzte Holzdach und Teile der Kassettendecke aus dem Haus des Telephus-Reliefs von einem verschütteten Strand geborgen wurden.

Diese Art von Kassettendecke sollte Jahrhunderte später Standard für Kirchen und Paläste in der italienischen Renaissance werden (vgl. letztes Bild in der Galerie).

Es ist ein phantastisches Buch und ich empfehle es allen, die sich für antike Möbel, das Leben in den vesuvianischen Städten oder die materielle Kultur der frühen Römischen Kaiserzeit interessieren.

 

Leider sind die Bilder im Buch von S. Mols z.T. sehr dunkel. Die Bilder stammen aus folgenden Quellen:
S. Mols; Herculaneum Society; benedante.blogspot; www.antike-tischkultur.de

 

 Weitere spannende Berichte zu diesem Thema:

 

Eröffnung des „Haus der 7 Sinne“, Vitznau

Eröffnung des „Haus der 7 Sinne“, Vitznau

English text see below. 👇🏽

„Dort, wo in Vitznau viele Jahre lang der Souvenir-Shop von Frieda O’Connor war, hat am 1. Mai 2023 ein neues Kapitel angefangen.

Corinna Braun hat die Räumlichkeiten übernommen und verwirklicht in ihrem neuen Atelier ihr Herzensprojekt: Das «Haus der 7 Sinne».

Im Haus der 7 Sinne geht es um Teekultur, Kunsthandwerk, Kulturaustausch und eine bewegte Familiengeschichte. Ende der 1930er Jahre wanderten Corinna Brauns Grosseltern nach Japan aus, wo sie zehn Jahre ihres Lebens verbrachten. Aus dieser Zeit gibt es noch einige Schätze, die Corinna Braun nun zugänglich macht.

Corinna Braun & Chaska Schuler mit HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL

Das Herzstück der europäisch-asiatisch eingerichteten Räume ist der «Ahnenschrank» der jungen Steiner Möbeldesignerin Chaska Schuler.

Das Haus der 7 Sinne ist so lebendig, offen und vielseitig wie die Inhaberin selbst. So gehören besonders die Welt des Grüntees – ebenfalls von der Grossmutter inspiriert – und das Kunsthandwerk zu Corinna Brauns grossen Leidenschaften. Dazu wird es Workshops und Seminare geben.“

Text: Vera Bender

👉🏽 https://7-sinne-haus.ch

👉🏽 https://christianscheidegger.one/eroeffnung-haus-der-7-sinne

 

Möbel aus meiner Werkstatt:

A) Kleiderschrank aus Olivenesche: HIKARI TO YAMI 光と闇 – Light and Darkness

B) Three-Wood-Table

Opening of the „House of the 7 Senses“, Vitznau

 

„Where Frieda O’Connor’s souvenir shop was for many years in Vitznau, a new chapter began on 1 May 2023.
Corinna Braun has taken over the premises and is realising her heart’s project in her new studio: the „House of the 7 Senses“.
The House of the 7 Senses is about tea culture, arts and crafts, cultural exchange and an eventful family history. At the end of the 1930s, Corinna Braun’s grandparents emigrated to Japan, where they spent ten years of their lives. There are still some treasures from that time, which Corinna Braun is now making accessible.

The centrepiece of the European-Asian furnished rooms is the „ancestral cabinet“ by the young furniture designer Chaska Schuler from Steinen.

The House of the 7 Senses is as lively, open and versatile as the owner herself. The world of green tea – also inspired by her grandmother – and arts and crafts are among Corinna Braun’s great passions. There will be workshops and seminars on this.“

Text: Vera Bender (Translation chaskART)

Junge Möbelmacherin feiert Erfolg mit Kleiderschrank – Bericht im Bote der Urschweiz vom 26. Oktober 2022

Junge Möbelmacherin feiert Erfolg mit Kleiderschrank – Bericht im Bote der Urschweiz vom 26. Oktober 2022

Heute ist im Bote der Urschweiz ein Artikel über mich und mein Möbel HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL erschienen.

Mein Kleiderschrank aus Olivenesche war in der engeren Auswahl für den Young Furniture Maker Award 2022 (Preis für massgefertigte Möbel) und wurde am 12. Oktober in London ausgestellt.

👉🏽 Hier geht es zum Zeitungsartikel.

Bote der Urschweiz 26.10.2022
Interview with/mit Chaska Schuler – Young Furniture Makers exhibition in London

Interview with/mit Chaska Schuler – Young Furniture Makers exhibition in London

Die deutsche Übersetzung des folgenden Textes findet sich unten.

The Young Furniture Makers exhibition, our annual showcase of emerging design talent, returns to the City of London on Wednesday 12 October for one day only.

Around 100 designs will be on show with industry being invited to attend and meet up-and-coming designer-makers who are looking to make an impact on the sector. Over the coming weeks we’ll be interviewing some of the makers who will be exhibiting at the event.
Today we introduce you to Chaska Schuler.

HIKARI TO YAMI 光と闇 – LIGHT AND DARKNESS

«My wardrobe is a fusion of Japanese and Western traditions, inspired by Japanese temple construction imposing its presence like a Japanese bonsai solitaire.»

Tell us about the product you’re exhibiting. What’s the story behind it?

Since the beginning of my apprenticeship as a furniture maker, I have been fascinated by Japanese craftsmanship, its woodworking tools and the art of traditional wood joinery.

At that time, I discovered the joy of creating and working with my own hands.

Chaska Schuler

This timeless craft is the result of over 1500 years of accumulated knowledge imparted from the masters to their disciples.
The oldest wooden building in the world (a five-storey pagoda –
五重の塔, gojū no tō) stands in the Japanese city of Ikaruga for over 1400 years, defying all natural and man-made disasters. These buildings, as well as the Chinese and Japanese chairs that have been in use for centuries, are testimony to the quality of the sophisticated joining techniques.

My wardrobe is a fusion of Japanese and Western traditions, inspired by Japanese temple construction imposing its presence like a Japanese bonsai solitaire.

For me, the strength lies in simplicity. This is the reason why this piece is characterized by lightness, clear lines and contrasts.

The supporting legs are derived from the curved roof shape of Japanese temples.
In the vertical position, they acquire their functional morphological form as legs of the wardrobe, whereby the black stain supports the contrast to the angular lines of the carcase.

The hand turned rods that hold the black-stained support structure in place, as well as the pins that hold the handles, but also all visible screws are uniformly finished in brass and give the furniture an additional exclusive and elegant note.

On the functional level, it was important to me that the furniture could be easily disassembled for transportation. This is supported by the well-thought-out construction and the Festool Domino furniture connectors as well as the easily removable brass pin system.

Cabinet top, bottom and back panels are designed as a frame/panel construction with veneered plywood. This saved weight and left more options for the visible and load-bearing parts made of solid wood, such as the side panels or the doors and drawer fronts, which give the customer a high-quality tactile feeling in daily use and last for generations.
Grain is lovingly matched across doors, drawer fronts, drawer bottoms, interior and exterior of the back panel, creating a seamless beauty.

The drawers do not have modern Soft Close Drawer Runners. The traditional method I worked out with the Dovetail drawers (half blind dovetail joints) gives the furniture another exclusive touch. 

 

For the fittings, I chose classy Offset Knife / Pivot Hinges. The simple design ensures a low profile look once installed on an inset door frame.

Surface finishing is a real concern for me. I only use products that are neither harmful to the customer’s health nor to mine. I have found my choice in the Rubio Monocoat products. They do not contain any volatile organic compounds (VOCs) and carry the Eurofins Indoor Air Comfort Gold label, which guarantees a healthy indoor climate.

Solid wood furniture that does not age leaves the main role to the beauty of the wood with a perfect grain match and finish.

What was the most challenging part of bringing it to life?

The load-bearing and supporting structure was a great challenge, first from a design point of view, but above all from a manufacturing point of view. The reason lies in the curved shape, which tapers repeatedly in all planes.

The complex leg structures as well as the connecting arches have been manufactured with repeated accuracy using CAD data and templates produced with Shaper Origin.

What do you hope to get out of being part of the Young Furniture Makers exhibition?

I hope for a lively exchange between us young designers and makers, the audience and the professional woodworking scene in the UK and I hope that taking part at the exhibition will open doors on my way as an independent creator.

 

Who is your design hero and why?

My design hero is clearly George Nakashima (*24.5.1905 – † 15.6.1990).
What distinguishes Nakashima is the poetic style of his work, his reverence for wood and the belief that his furniture allows insight into ‚The Soul of a Tree‘ – as he put it in the title of his 1981 memoir.
‚The Soul of a Tree‘ by George Nakashima accompanied me during my five years of training and has deeply influenced my thinking and my work. Nakashima revealed to me how important a holistic creative work is.

What are your career aspirations?

After my four-year apprenticeship as a cabinetmaker in Switzerland, I studied and practised furniture design, making and restoration at the Chippendale International School of Furniture in Scotland.
After this important experience I got the opportunity to take part in the summer school in Boisbuchet, France, where I was introduced to Japanese woodworking under the guidance of master carpenter Takami Kawai and experienced designer Wataru Kumano.

Currently I am working and learning how to restore furniture and art objects with a restorer in the South of France.

After my return next year, I will start my own furniture making business designing and building durable and aesthetically enchanting furniture of solid wood as well as restoring old/historic furniture.
In addition, I would like to share my experience, knowledge and fascination for wood in courses inspiring people for woodworking.

How do you think you’d react if you won a Young Furniture Makers Award?

That would be the greatest experience of my life so far. I would be overjoyed, because such an award would be an acknowledgement of the quality of my work and would certainly help me a lot in starting my own woodworking business.

The Furniture Makers‘ Company 

Die Ausstellung Young Furniture Makers, unser jährliches Schaufenster für aufstrebende Designtalente, kehrt am Mittwoch, dem 12. Oktober, für einen einzigen Tag in die Londoner City zurück.
Rund 100 Entwürfe werden ausgestellt. Die Industrie ist eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und aufstrebende Designer und Macher zu treffen, die sich in der Branche einen Namen machen wollen. In den kommenden Wochen werden wir einige der Designer interviewen, die auf der Veranstaltung ausstellen werden.
Heute stellen wir Ihnen Chaska Schuler vor.

 HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL

«Mein Kleiderschrank ist eine Verschmelzung japanischer und westlicher Traditionen, inspiriert durch den japanischen Tempelbauten, mit der Präsenz eines japanischen Bonsai-Solitärs.»

Erzählen Sie uns etwas über das Möbel, das Sie ausstellen. Was ist die Geschichte dahinter?

Seit Beginn meiner Ausbildung zur Möbelschreinerin faszinierte mich die japanischen Handwerkskunst, ihre Holzbearbeitungswerkzeuge sowie die ausgeklügelten Holzverbindungen.
In dieser Zeit entdeckte ich die Freude am Kreiieren und Arbeiten mit meinen eigenen Händen.

Dieses zeitlose Handwerk ist das Ergebnis von über 1500 Jahren angesammelten Wissens, das von den Meistern an ihre Lehrlinge weitergegeben wurde.
Das älteste Holzgebäude der Welt (eine fünfstöckige Pagode – 五重の塔, gojū no tō) steht seit über 1400 Jahren in der japanischen Stadt Ikaruga und trotzt allen natürlichen und vom Menschen verursachten Katastrophen. Diese Gebäude sowie die chinesischen und japanischen Stühle, die seit Jahrhunderten in Gebrauch sind, zeugen von der Qualität der ausgefeilten Verbindungstechniken.
Mein Kleiderschrank ist eine Verschmelzung japanischer und westlicher Traditionen, inspiriert durch den japanischen Tempelbau, mit der Präsenz eines japanischen Bonsai-Solitärs.

Für mich liegt die Stärke in der Einfachheit. Das ist der Grund, warum dieses Stück durch Leichtigkeit, klare Linien und Kontraste gekennzeichnet ist.

Die Beine der Tragekonstruktion sind von der geschwungenen Dachform japanischer Tempel abgeleitet.
In der Vertikalen erhalten sie ihre funktionale morphologische Form als Beine des Kleiderschranks, wobei die schwarze Beize einen zusätzlichen Kontrast zu den kantigen Linien des Korpus bildet.
Die handgedrechselten Verbindungsstäbe, die das schwarz gebeizte Tragwerk halten, als auch die Stifte der Griffe sowie die Scharniere und alle sichtbaren Schrauben sind einheitlich in Messing ausgeführt und verleihen dem Möbel eine zusätzliche exklusive und elegante Note.

Auf der funktionalen Ebene war es mir wichtig, dass sich das Möbel für den Transport leicht zerlegen lässt. Dies wird durch die durchdachte Konstruktion und die Festool Domino-Möbelverbinder sowie das leicht lösbare Verbindungssystem aus Messing unterstützt.

Schrankoberseite, -boden sowie die Rückwand sind als Rahmen/Füllung-Konstruktion mit furnierten Platten ausgeführt. Das spart Gewicht und lässt mehr Spielraum für die sichtbaren und tragenden Teile aus Massivholz, wie z.B. die Seitenwände oder die Türen und Schubladenfronten, die dem Kunden im täglichen Gebrauch ein hochwertiges haptisches Gefühl vermitteln und über Generationen halten.

Die Maserung ist bei den Türen, Schubladenfronten und Schubladenböden sowie bei der Innen- und Aussenseite der Rückwand liebevoll aufeinander abgestimmt, so dass eine nahtlose Schönheit entsteht.
Die Schubladen haben keine modernen Soft-Close-Auszüge. Die traditionelle Methode, die ich für die Schwalbenschwanz-Schubladen (halbverdeckte Schwalbenschwanz-Zinken-Verbindung) ausgearbeitet habe, verleiht dem Möbel eine zusätzliche exklusive Note.

Bei den Beschlägen habe ich mich für versteckte Messingtürscharniere entschieden. Das schlichte Design sorgt dafür, dass die Scharniere im Türrahmen nicht auffallen.

Die Oberflächenbehandlung ist für mich ein echtes Anliegen. Ich verwende nur Produkte, die weder für die Gesundheit des Kunden noch für meine eigene schädlich sind.
Mit den Produkten von Rubio Monocoat habe ich meine Wahl getroffen. Sie enthalten keine flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) und tragen das Eurofins Indoor Air Comfort Gold-Label, das ein gesundes Raumklima garantiert.

Massivholzmöbel, die nicht altern, überlassen die Hauptrolle der Schönheit des Holzes mit einer perfekten Maserung und einem perfekten Finish.

Was war die grösste Herausforderung bei der Verwirklichung des Projekts?

Die tragende und stützende Struktur war aus gestalterischer, aber insbesondere aus fertigungstechnischer Sicht eine grosse Herausforderung.
Der Grund dafür liegt in der gebogenen Form, die sich in allen Ebenen zusätzlich mehrfach verjüngt.

Die komplexen Beinstrukturen sowie die Verbindungsbögen wurden mit Hilfe von CAD-Daten und Schablonen, die mit der Shaper Origin erstellt wurden, wiederholgenau gefertigt.

Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme an der Ausstellung Young Furniture Makers?

Ich erhoffe mir einen regen Austausch zwischen uns jungen DesignerInnen und MacherInnen, dem Publikum und der professionellen Holzbearbeitungsszene im Vereinigten Königreich und hoffe, dass die Teilnahme an der Ausstellung mir Türen auf meinem weiteren Weg als kreative Schreinerin öffnet.

Wer ist Ihr Designer-Vorbild und warum?

Mein Vorbild ist eindeutig George Nakashima (*24.5.1905 – † 15.6.1990).
Was Nakashima auszeichnet, ist der poetische Stil seiner Arbeit, seine Ehrfurcht vor dem Holz und die Überzeugung, dass seine Möbel Einblicke in die „Seele eines Baumes“ gewähren – wie er es im Titel seiner 1981 erschienenen Memoiren ausdrückte.
„The Soul of a Tree“ von George Nakashima hat mich während meiner fünfjährigen Ausbildung begleitet und mein Denken und meine Arbeit tief geprägt. Nakashima führte mir deutlich vor Augen, wie wichtig für mich eine ganzheitliche schöpferische Arbeit ist.

Was sind Ihre beruflichen Ziele?

Nach meiner vierjährigen Lehre als Möbelschreinerin habe ich an der Chippendale International School of Furniture in Schottland Möbeldesign, -herstellung und -restaurierung studiert und praktiziert.
Nach dieser wichtigen Erfahrung erhielt ich die Gelegenheit, an der Sommerschule in Boisbuchet, Frankreich, teilzunehmen, wo ich unter der Leitung des Zimmermann-Meisters Takami Kawai und dem erfahrenen Designer Wataru Kumano in die japanische Holzbearbeitung eingeführt wurde.
Derzeit mache ich eine Zusatzausbildung bei einem Restaurator in Südfrankreich und lerne, wie man Möbel und Kunstgegenstände restauriert.

Nach meiner Rückkehr im nächsten Jahr werde ich meine eigene Möbelschreinerei gründen, in der ich langlebige und ästhetisch bezaubernde Möbel aus Massivholz entwerfe und baue sowie alte/historische Möbel restauriere.

Ausserdem möchte ich meine Erfahrung, mein Wissen und meine Faszination für Holz in Kursen weitergeben und Menschen für die Holzbearbeitung begeistern.

Was glauben Sie, wie Sie reagieren würden, wenn Sie einen Young Furniture Makers Award gewinnen würden?

Das wäre die grösste Freude in meinem bisherigen Leben. Ich wäre überglücklich, denn eine solche Auszeichnung wäre eine Anerkennung für die Qualität meiner Arbeit und würde mir sicherlich bei der Gründung meines eigenen Betriebes sehr helfen.

The Furniture Makers‘ Company 

Young Furniture Makers Award 2022

Young Furniture Makers Award 2022

😃 I have some great news:

My furniture HIKARI TO YAMI 光と闇 – LIGHT AND DARKNESS has been shortlisted for the the Young Furniture Maker Bespoke Award 2022 by The Furniture Makers‘ Company. 

Some thoughts about my furniture can be found here!

The awards will be announced on Wednesday 12 October at the Young Furniture Makers exhibition in London.

I am delighted to be selected to exhibit my wardrobe amongst some incredible young designers and makers.

🔥 The Young Furntiure Makers exhibitiion is free to attend so please register and join me at the event.

Click here to register.

Engere Auswahl für den 2022 Young Furniture Maker Award

😃 Ich habe grossartige Neuigkeiten:

Ich bin mit meinem Möbel HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL in der engeren Auswahl für den Young Furniture Maker Award 2022 (Preis für massgefertigte Möbel).

Einige Gedanken zu meinem Möbel finden sich hier!

Mein Kleiderschrank wird am 12. Oktober 2022 im Rahmen der Preisverleihung an der Ausstellung Junger Möbelmacher in London ausgestellt.

Ich freue mich riesig, dass ich ausgewählt wurde, meinen Kleiderschrank, zusammen mit grossartigen Arbeiten anderer Jungdesignern und Herstellern, ausstellen zu können.

🔥 Die Teilnahme an der Young Furniture Maker Ausstellung ist kostenlos.

Hier geht’s zur Anmeldung.

Kleiderschrank aus Olivenesche

Kleiderschrank aus Olivenesche

Kleiderschrank aus Olivenesche

Design

Erste Skizzen und Ideen habe ich als Kartonmodelle umgesetzt, um ein Gefühl für Proprotion zu erhalten.

Ideen brauchen Zeit und Raum, damit sie reifen können.

Der spielerische Ansatz erinnert mich an meine Kindheit. In diesem Stadium ist alles möglich – Ideen entstehen im Tun.

Im Folgenden Video siehst du diesen Moment der Kreation.

In den folgenden zwei Videos zeige ich, wie das Design des Kleiderschranks entstanden ist.

Erste Skizzen führten über diverse Zischenschritte schlussendlich zur Zweipunktperspektiven-Zeichnung, die ich mit Wasserfarben kolorierte (Video rechts unten).

2-Punkt-Zeichnung Kleiderschrank

CAD-Design, aushobeln der Eschenbohlen, verleimen der Bretter

Im nächsten Schritt konstruierte ich den Kleiderschrank mit dem CAD-Programm Autodesk Fusion 360.

Dann wählte ich die Eschenbohlen aus und hobelte sie aus. Anschliessend habe ich die Bretter verleimt.

Herstellung der Beine – Die ersten Schritte realisierte ich mit der Shaper Origin

Die Beine haben eine komplexe Form. Einerseits sind sie nach aussen gebogen aber gleichzeitig ändern sie in ihrem Verlauf die Dicke. Seitlich betrachtet sehen sie wie eine Krawatte aus.

Um diese Beinformen wie auch die Verbindungsbogen fräsen zu können, habe ich von der CAD-Zeichnung ihre zweidimensionale Darstellung auf die Shaper Origin übertragen und so aus Mehrschichtplatten die Frässchablonen hergestellt.

Nun ein paar Eindrücke , wie ich die Beine hergestellt habe.

Zuerst habe ich die Frontansicht der Beine gefräst – also den kurvigen Verlauf und anschliessend ein Bein aus zwei gefrästen Formen verleimt.

Herstellung der Tragekonstruktion

Im folgenden Video mit dem Titel „Kleiderschrank 2. Teil“ zeige ich den weiteren Herstellungsprozess der Korpustragekonstruktion.

Nachdem ich die Grobform der Beine gefräst hatte, machte ich mich an die seitliche Form. Dieser Fräsvorgang war sehr herausfordernd (vgl. folgendes Video).

Anschliessend konstruierte und produzierte ich noch zwei zusätzliche Verbindungsbogen. Diese führen zu mehr Stabilität und die Konstruktion ist dadurch insgesamt steifer und besser gegen Verziehen geschützt.

Dann habe ich 8 Zapfenverbindungen hergstellt.
Die beiden Hauptbogen und die Beine verband ich mit einer abgebohrten Zapfenverbindung und Holznägeln. (vgl. nachfolgende Fotogalerie).

Darauf folgte die Oberflächenbehandlung: schleifen, schwarz beizen und ölen.

Für das Finish verwendete ich Precolor Easy «Intense Black» sowie Oil Plus 2C «Black»  von Rubio Monocoat.

Zum Schluss habe ich die Tragekonstruktion verleimt.

Abgebohrte Zapfenverbindung mit Holznagel

Im folgenden einige Eindrücke von dieser Verbindung.

Herstellung des Korpus

Das Schubladengehäuse, der Schrankboden und -deckel habe ich als Rahmen/Füllung-Konstruktion realisiert. 

 

Furnieren

Zuerst schnitt ich das Furnier für den Schrankboden und die Schrankoberseite, die Rückwand sowie die Schubladenböden zu.

Dann habe ich die einzelnen Bahnen verklebt und sie anschliessend auf das Plattenmaterial aufgeleimt und in einem Vakuumsack gepresst.

Der Vorgang siehst du in den nächsten beiden Videos. 

Messing

Den Kleiderschrank zieren zum Schluss Messingtürscharniere (Drehgelenkscharnier – Offset Pivot Hinge).

Der Korpus ist mit gedrechselten Messingstäben fixiert (vgl. weiter unten) und Messingscheiben decken die Holznägel in der abgebohrten Zapfenverbindung ab und stehen in einem glänzenden Kontrast zu den schwarzen Beinen. Ebenfalls sind alle sichtbaren Schrauben aus hochwertigem Messing.

Ein zusätzliches Detail findet sich im Schrankboden. Dort habe ich Messingstäbe eingelassen.

Die Technik der Boullemarketerie ist nach André-Charles Boulle benannt.
Er
 gilt als der herausragende Handwerker und Künstler im Bereich der Marketerie des 17. Jahrhunderts in Frankreich. Er perfektionierte die nach ihm benannte Veredelungstechnik (Boullemarketerie), indem er Schildpatt und Ebenholz mit Messing, vergoldetem Kupfer oder Zinn kontrastierte.
Die bedeutendsten Möbelarbeiten entstanden zwischen 1680 und 1710 am Hof von Versailles.

Das linke Video zeigt das Einlassen der Messingstäbe und rechts siehst du ein Prozessvideo – u.a. mit den gedrechselten Verbindungsstäben für die Fixierung der Beine.

gedrechselte Messingstäbe

Zusammenbau des Korpus

Das folgende Video zeigt dir den Zusammenbau des Korpus. Langsam bekommt der Kleiderschrank seine Form!

🖖🏽 Schwalbenschwanzschubladen

Im Folgenden zeige ich, wie ich von Hand halbverdeckte Schwalbenschwanz-Zinken-Verbindungen für die Schubladen herstelle. 

Beizen, Ölen und Verleimen

Im nächsten Schritt habe ich die Schubladenzargen schwarz (Rubio Monocoat Precolor Easy „Black“) gebeizt und geölt (Rubio Monocot Oil Plus 2C „Black“ sowie „Pure“).

Durch das vorgängige Ölen, ist der Verleimprozess viel einfacher, da sich überschüssiger Leim problemlos entfernen lässt. 

Messingbeschläge für die Massivholztüren

Als nächsts habe ich die Massivholztüren mit je zwei versteckten Messigscharnieren (offset brass pivot hinges) im Korpus befestigt.

(vgl. Video rechts)

Oberflächenbehandlung des Korpus

Nun habe ich den vormontierten Korpus wieder komplett zerlegt und all sein Teile geschliffen und anschliessend mit Rubio Monocoat 2C „Pure“ geölt. 

Das nachfolgende Video zeigt eindrücklich, wie das Holz angefeuert wird.

Design, Herstellung und Montage von schwarz gebeizten Eschenholzgriffen mit Messingstiften

Zweck, Form, Material, Qualität und auch Preis sind Elemente, die ein Design beeinflussen.
Möbelgriffe müssen für mich eine Form aufweisen, die ein angenehmes Gefühl in der Hand vermitteln und Lust machen Schulbaden und Schranktüren zu öffnen, um die darin verborgenen textilen Schätze preiszugeben.

Zudem soll der Griff aus hochwertigen Materialien bestehen, die den täglichen Beanspruchungen standhalten sowie dem Auge gefallen.

Ein gutes Dutzend Spielformen (rund, eckig, fledermausflüglig in Schwarz oder Messing mit und ohne meinem Spirallogo) haben mich immer mehr von der Essenz meines Möbels entfernt, bis ich mich an folgendes Zitat des russischen Architekten Iwan Scholtowski erinnerte:

«Schönheit – liegt in sinnvoll gestalteter Einfachheit.

Schönheit – das ist die Einheit in der Vielfalt.»

So entschied ich mich, die Gestalt der Möbelbeine in der Griffform wieder aufzunehmen.

Die Türgriffe haben nun die Form der Vorder-, die Schubladengriffe, die der Seitenansicht, fixiert mit edlen selbstgedrehten Messingstiften.

Beschreibung

  • Hergestellt aus massiver Olivenesche und furnierten Platten.
  • Korpus mit gedrechselten Messingstäben fliegend auf einem schwarz gebeizten Untergestell im Japanstil montiert.
  • Schrankoberseite, -boden sowie Rückwand sind als Rahmen/Füllung-Konstruktion mit furnierten Platten ausgeführt.
  • Zwei Türen aus massivem Eschenholz, jede mit zwei versteckten Messingtürscharnieren versehen.
  • 4 Schubladen mit halbverdeckten Schwalbenschwanz-Zinken-Verbindungen und schwarz gebeizten Schubladezargen.
  • Schwarz gebeizte Eschenholzgriffe mit Messingstiften.
  • Filzgleiter zum Schutz des Bodens.
Kleiderschrank aus Olivenesche

Dimensionen (mm)

Höhe: 2000 Breite: 1160 Tiefe: 600

Oberflächenbehandlung mit Rubio Monocoat

  • Precolor Easy Beize ‘Intense Black‘
  • Oil Plus 2C ‘Black‘
  • Oil Plus 2C ‘Pure‘

Im folgenden einige Bilder des fertigen Kleiderschranks aus Olivenesche:

Update (Mai 2023):

Der Kleiderschrank HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL hat seinen endgültigen Platz im

„Haus der 7 Sinne“

in Vitznau gefunden!

Vielen Dank Coco!

 

Corinna Braun & Chaska Schuler mit HIKARI TO YAMI 光と闇 – LICHT UND DUNKEL

Logo Haus der 7 Sinne, Vitznau

Eröffnung „Haus der 7 Sinne“ am 1. Mai 2023:

Blogeintrag des Fotografen Christian Scheidegger