Ein Schlittenbett (engl. sleigh bed) oder Kahnbett (frz. lit en bateau) ist ein Bett mit hochgezogenem Kopf- und Fussteil.

Das MöbelstĂŒck sieht mit seinen kahnartigen SeitenwĂ€nden einem traditionellen Pferdeschlitten oder auch einem kastenförmigen Kahn Ă€hnlich.

Diese Art von Bett war charakteristisch fĂŒr die Epoche des französischen Empire (1804 – 1814) oder das deutsche Biedermeier (~1810 – 1840).
Das vorliegende Nussbaum-Kahnbett stammt aus der weniger bekannte Phase der Restauration oder Charles X (1814 – 1830).

Unterschied zwischen einem Schlitten- und Kahnbett:

Die nach oben und nach aussen geschwungenen Kopf- und Fussteile des Kahnbetts sind gleich hoch.
Im Gegensatz dazu ist beim Schlittenbett das Kopfteil höher als das Fussteil.

Die Restaurierung beginnt mit einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Möbel.

Aus der Schadensbeurteilung werden anschliessend die Restaurierungsmassnahmen abgeleitet und geplant, wobei sich diese wÀhrend der praktischen Umsetzung auch wieder verÀndern können.
Das vorliegende Nussbaum-Kahnbett stammt aus der weniger bekannte Phase der Restauration oder Charles X (1814 - 1830)

Beim ersten Aufstellen des Bettes stellten wir fest, dass eine der Bettzargen nicht original ist und man darum die Zapfenverbindungen auf beiden Seiten neu anfertigen muss.

In einem ersten Arbeitsschritt löste ich mit dem BĂŒgeleisen und einem wassergetrĂ€nkten Schwamm abstehendes Nussfurnier am Kopfteil. Darunter kam ein wunderschön gemasertes Nussholz hervor, worauf wir entschieden alles Furnier zu entfernen, um es spĂ€ter an anderen Stellen fĂŒr Furnierreparaturen zu verwenden.

Dabei ist es wichtig, dass die alte Lackschicht des abgeschÀlten Furniers entfernt wird, um die Maserung sowie die Farbe mit der defekten Stelle abgleichen zu können.

Nachdem ich diverse Holzverbindungen der Seitenwangen erneuert, sowie das Furnier repariert bzw. ergÀnzt hatte, machte ich mich daran das alte OberflÀchenfinish abzubeizen.

Im ersten Video sind folgende Arbeitsschritte dokumentiert.

    • Holzverbindungen der Seitenwangen erneuern
    • Holzverbindungen verleimen
    • Furnier reparieren und ergĂ€nzen
    • Schleifen
    • Abbeizen der alten Lackschicht
Alter OberflÀchenautrag abbeizen

Der vorhandene Lack konnte nicht mit Alkohol gelöst werden. Er verfÀrbte sich aber weiss. (vgl. Foto der Bettzarge im obigem Video).

Um den alten Lack zu entfernen, verwendete ich daher ein Abbeizer-Gel.
Aufgrund der leichten Entflammbarkeit werden nur kleine, aufeinanderfolgende Bereiche abgebeizt, wobei ich das Areal nach dem Auftragen des Gels mit Frischhaltefolie abdeckte. Dadurch dringt der Gel besser in den Lack ein.
Sobald der Lackfilm aufgeweicht oder „gekrĂ€uselt“ war, rieb ich ihn mit Aceton getrĂ€nker Stahlwolle weg und reinigte das Holz zum Schluss mit BaumwolltĂŒcher nach.

Je nach PorositÀt des Untergrundes lÀsst man das Holz zwischen 6 bis 24 Stunden trocknen.

Angleichen der unterschiedlichen Tönungen mit OxalsÀure

Ich verwendete eine Lösung mit ca. 50g OxalsĂ€ure in kristalliner bzw. Pulverform mit 500 ml warmem Wasser, die ich mit dem Pinsel auftrug. Dunkle Stellen bestrich ich mehrmals, bis sich das Farbbild ĂŒberall angeglichen hatte.

Nach dem Trocknen kann man einen weisslichen Belag auf der OberflĂ€che feststellen. Dabei handelt es sich um Kristalle der OxalsĂ€ure, die man abbĂŒrstet, wobei man dazu eine Maske tragen sollte.

Damit weniger Kristalle in die Luft gelangen, habe ich mit einem Schwamm und warmem Wasser die OxalsÀure vorgÀngig so gut als möglich entfernt.

Die im Holz verbliebene SÀure muss mit einer Lösung aus schwachem Borax in einem halben Liter warmem Wasser (215 g in 500 ml) neutralisiert werden, die man mit einem Schwamm auftrÀgt und trocknen lÀsst.

Bevor die OberflÀche mit Wachs veredelt werden kann, muss sie aufgrund der aufgeworfenen Fasern leicht nachgeschliffen werden. 

OberflÀchenbehandlung mit Wachs

Es handelt sich um eine Mischung aus Bienen- und Carnaubawachs.
Carnaubawachs stammt aus dem Blatt der in Brasilien wachsenden Carnaubapalme und ist das hĂ€rteste bekannte natĂŒrliche Wachs.

Mit dem Heissluftfön dringt das Wachs tiefer in die Poren ein. Ich habe insgesamt dreimal das Wachs aufgetragen und anschliessend glÀnzend poliert.

An gewissen Stellen brauchte es sogar vier Applikationen bis das Holz genĂŒgend gesĂ€ttigt und genĂ€hrt war.

Die planen OberflĂ€chen polierte ich mit einem Baumwolltuch und die geschnitzten Ornamenten mit einer weichen BĂŒrste.