Die Leimtränke
Die Vorbereitung der Leimtränke ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine essentielle Verbindung zwischen dem zu vergoldenden Objekt und der darauf folgenden Kreidegrundierung herstellt.
Dabei kommen wasserlösliche Glutinleime zum Einsatz, die aus verschiedenen Tierprodukten (Haut, Knochen, Fischhaut und -gräte) gewonnen werden und durch Einweichen und anschließende Erwärmung (weniger als 50 Grad Celsisus!) vorbereitet werden. Die optimale Konsistenz und Temperatur der Leimtränke sind unerlässlich, ebenso wie ein gründlich vorbereitetes Arbeitsstück und ein sauberer Arbeitsplatz.
Die Anwendung erfordert zügiges Handeln, da die Tränke bei Abkühlung ihre Fließfähigkeit verliert und weniger tief ins Objekt eindringt. Sie muss gründlich in das Material einmassiert werden, um vollständig aufgesogen zu werden.
Die Kreidegrundierung
Nachdem das Werkstück getrocknet ist, wird nun eine mehrschichtige Grundierung aufgetragen, die aus einer Mischung verschiedener Kreidesorten besteht und durch Warmleim gebunden wird.
Der Grundauftrag erfolgt in drei aufeinanderfolgenden Schritten: Stupfen, Anreiben und Ausgrundieren.
Beim Stupfen wird der handwarme, dickflüssige Kreidegrund mit einem runden Borstenpinsel auf das Werkstück aufgetragen und anschließend vertupft, um eine vergrößerte Oberfläche zu schaffen.
Das Anreiben erfolgt mit einem verdünnten Kreidegrund, der mit einem langhaarigen Borstenpinsel gleichmäßig aufgetragen wird, um eine lebendige Oberfläche zu erzeugen. Die Pinselstriche bleiben sichtbar und bilden die Grundlage für die dritte Grundierungsschicht.
Die Ausgrundierung wird einem langhaarigen Haarpinsel «nass in nass» aufgetragen, um die Grundierungsschicht zu komplettieren.
Zwischen jedem Schritt muss das Werkstück gründlich trocknen, bevor mit dem nächsten Schritt fortgefahren werden kann, wobei der Auftrag von Schicht zu Schicht dünnflüssiger wird und weniger Leim enthält.
Das Poliment
Durch das Schleifen der Grundierschichten wird eine feine, glatte und gleichmäßig poröse Oberfläche erzielt. Schleifstaub muss gründlich entfernt werden, und eventuelle Rückstände von Handfett können mit einem weichen Baumwolltuch, das mit Ethanol benetzt ist, abgewischt werden. Sauberkeit am Arbeitsplatz ist für den folgenden Prozess der Polimentierung unerlässlich.
Das vorbereitete Poliment – eine Mischung von Polimentleim (Speisegelatine) und Bolus (gemahlene Tonerde) – wird leicht erwärmt und auf das Werkstück aufgetragen.
Die traditionellen Farben für Glanzvergoldung sind Gelb und Rot, wobei normalerweise zwei Schichten Gelb und darauf zwei Schichten Rot aufgetragen werden. Es ist wichtig, dass das gelbe Poliment mehr Leim enthält.
Blattgold wird wärmer, wenn ein roter Bolus und blasser, wenn ein gelber Bolus verwendet wird. Für Blattsilber wird meist ein schwarzer, blauer oder weißer Bolus verwendet, die für einen brillanteren Effekt perfekt sind.
Zwischen den Aufträgen muss das Werkstück bei Raumtemperatur gründlich trocknen, um sicherzustellen, dass der Bolus nicht brüchig wird.
Anschließend wird die Oberfläche mit einer speziellen Bürste gebürstet, um eine feine und dichte Basis für das Blattgold zu schaffen und die nachfolgende Vergoldung zu erleichtern.
Anschiessen
Ein heller und sauberer Arbeitsbereich ist für den Auftrag des Blattgoldes entscheidend. Eine konstante Luftfeuchtigkeit von etwa 60 Prozent, die durch einen Wasserkocher aufrechterhalten werden kann, verhindert eine zu schnelle Trocknung der aufgetragenen Lösung.
Die erforderlichen Werkzeuge wie das Vergolderkissen und -messer sowie der Anschiesser (Haarbesatz aus feinstem Fehhaar) müssen griffbereit sein.
Die Netze besteht aus destilliertem Wasser und Alkohol. Sie wird kurz vor der Anwendung gemischt, da Alkohol schnell verdunstet.
Das Blattgold wird auf die mit Netze vorbereitete Fläche gelegt, wobei die Lösung den im Untergrund enthaltenen Leim aktiviert. Das Anschiessen der Goldblättchen erfordert Präzision und Planung, um ein harmonisches Ergebnis zu erzielen.
Nach dem Trocknen wird das Blattgold mit einem Achat-Stein poliert, bis eine gleichmäßig glänzende Oberfläche entsteht.
Wenn alle Schritte behutsam ausgeführt werden, entsteht eine eindrucksvolle massiv wirkende Goldoberfläche, die den Betrachter fasziniert.
Vergoldungen sind dauerhaft und benötigen keinen Schutz.
Im Aussenbereich (Ölvergoldung) sollte Gold mit mindestens 23.5 Karat verwendete werden.
Silber- und Kupferpartien können mit einem alkohlgelösten Lack (z.B. Schellack) überzogen werden, damit sie nicht oxidieren.
Unpolare Lacke, wie Zelluloselacke (Zapon) oder toluol bzw. xylolgelöste Lacke (Paraloid, Plexigum) sollten nicht verwendet werden, da sie das Mixtion anlösen können.
Neueste Kommentare