Woche der Restaurierung und Europäischer Tag der Restaurierung (20.10.2024)

Woche der Restaurierung und Europäischer Tag der Restaurierung (20.10.2024)

Der nächste Europäische Tag der Restaurierung ist am 20. Oktober 2024!

Entdecken Sie die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren, die sonst im Verborgenen liegt.

In ganz Europa laden wir Sie dazu ein, in den Ateliers und auf den Baustellen Fallbeispiele aktueller Konservierungs- und Restaurierungsprojekte kennenzulernen.

Die Restaurierung ist eine bedeutende Disziplin in der Kunst, Architektur, Archäologie, Sammlungs- und Denkmalpflege.

Sie sorgt für die Überlieferung von Geschichte, gibt dem Kulturerbe ein Gesicht – und eine Zukunft.

„Restaurieren morgen“

lautet das diesjährige Motto, unter dem wir einen Blick in die Zukunft werfen möchten.

  • Wie bewahren Restaurator:innen künftig unser Kulturgut?
  • Auf welche Herausforderungen werden sie treffen?
  • Welche Future Skills benötigen sie hierfür?

Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel, digitaler Transformation, Klimawandel und Umweltschutz werden Restaurator:innen künftig nicht nur Spezialkenntnisse benötigen. Zunehmend werden auch fachübergreifende Fähigkeiten und neue Konzepte eine Rolle für das Wirken der Berufsgruppe spielen. Zentral bleibt trotz dieses Wandels das unmittelbare Wirken und Handanlegen direkt am Original.

Quelle: https://www.tag-der-restaurierung.de

👉🏽 Hier geht es zu dem ausführlichen Interview mit Dipl.-Restauratorin Ulrike Villwock, die zu dem diesjährigen Motto „Restaurieren morgen“ befragt wurde:

Ist die Restaurierung nur ein traditioneller oder auch ein zukunftsorientierter/zeitgemässer Beruf? 

Zur Geschichte des Tages

Der Europäische Tag der Restaurierung wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Konservierung und Restaurierung unseres kulturellen Erbes zu schärfen. Diese Initiative hebt die wertvolle Arbeit von Restaurator:innen und Konservator:innen hervor, die historische Artefakte, Möbel, Kunstwerke und architektonische Denkmäler für zukünftige Generationen bewahren.

Historisch gesehen, hat die Konservierung und Restaurierung ihre Wurzeln in frühen Erhaltungsbemühungen in Europa, bei denen Handwerker:innen und Restaurator:innen beauftragt wurden, religiöse Gebäude, Skulpturen und Gemälde zu erhalten.
Im 19. Jahrhundert, als das Interesse an der Erhaltung des kulturellen Erbes in Europa wuchs, entwickelten sich formalisierte Restaurierungspraktiken, die von Persönlichkeiten wie Eugène Viollet-le-Duc, einem französischen Architekten, der für seine Restaurierungen gotischer Bauten bekannt ist, beeinflusst wurden.

Die Idee für einen europäischen Tag der Restaurierung wurde vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.) initiiert, um den Dialog und den Wissensaustausch in Europa zu fördern.
Offiziell 2018 ins Leben gerufen, wird dieser Tag jedes Jahr jeweils am 3. Sonntag im Oktober gefeiert, um Restaurierungsprojekte zu präsentieren, die Öffentlichkeit einzubeziehen und die Bedeutung der Erhaltung des kulturellen Erbes Europas hervorzuheben.

Der European Day of Conservation-Restoration hat sich seit seiner Ausrufung zu einer bedeutenden Veranstaltung entwickelt, die von zahlreichen Events, Workshops und offenen Ateliers in ganz Europa (21 beteiligte Länder) begleitet wird. Dabei stehen sowohl das handwerkliche Können als auch die wissenschaftlichen Methoden der modernen Restaurierung im Fokus.

Auf folgenden Websites finden Sie das Deutsche und Schweizer Programm für den siebten Europäischen Tag der Restaurierung.

Deutschland:

Schweiz:

EU:

Besuch bei Marino Menegazzo, dem letzten Goldschläger Venedigs

Besuch bei Marino Menegazzo, dem letzten Goldschläger Venedigs

Nach einem morgendlichen Besuch der Basilica di San Marco in Venedig, die mit ihrem Reichtum an leuchtend goldenen Mosaiken in den zahlreichen Kuppeln und Bögen einen sprachlos hinterlässt, folgte ein unvergesslicher Besuch in einer kleinen, versteckten Werkstatt abseits des Touristenstroms von Venedig.

Mit Glück konnte ich die Werkstatt von Marino Menegazzo besichtigen, dem letzten Goldschläger Meister Venedigs.

Mit seiner Frau Sabrina Berta führt er in vierter Generation – im ehemaligen Wohnhaus des berühmten Malers Tizian – ein wahres Kunsthandwerk aus, ohne das die Mosaike des Doms nicht mehr in gleicher Qualität und Leuchtkraft hergestellt werden könnten.

Er führt sein Handwerk mit enormer Kompetenz und ganzer Seele aus.

Ich erhielt einen Einblick in die verschiedenen Produktionsschritte der manuellen Blattgoldherstellung und der dafür benötigten Werkzeuge und Gerätschaften.

Marino Menegazzo, der letzte Goldschläger Venedigs

Das folgende Video zeigt, mit welcher Leichtigkeit und Eleganz er das kostbare Material bearbeitet.

Der Unterschied zwischen industriell hergestelltem und handgefertigtem Blattgold ist enorm. Mit industriellem Blattgold zu arbeiten, gestaltet sich oft als schwierig: Es ist deutlich dünner, empfindlicher und bricht schnell. Zudem fehlt ihm die leuchtende Strahlkraft, die handgefertigtes Blattgold auszeichnet.

Marino Menegazzo muss seinen Betrieb Mario Berta Battiloro srl zum Jahresende – nur ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum – schließen. Alle Rettungsversuche sind gescheitert.

Herzlichen Dank, Marino Menegazzo, für die wunderbare Gelegenheit, Ihre Werkstatt besuchen zu dürfen! Es war mir eine große Freude!

Unser handgeschlagenes Blattgold hat Seele.

Marino Menegazzo

Letzter Goldschläger Venedigs

Blattgoldherstellung in Deutschland:

Die Blattgoldherstellung geschieht heute zumeist maschinell, allerdings gibt es noch immer Betriebe, die auf den traditionellen Prozess zurückgreifen und das Blattgold von Hand schlagen – besonders in der bayerischen Stadt Schwabach bei Nürnberg beherrschen noch einige Handwerker die fast vergessene Kunst der Goldschlägerei. 

Homo Faber Guide

Homo Faber Guide

Mit dem Homo Faber Guide hat die Michelangelo Foundation ein einzigartiges digitales Schaufenster für europäisches Kunsthandwerk geschaffen.

Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kunsthandwerk zu feiern und zu bewahren. Aus diesem Grund hat sie eine europäische Landkarte der bedeutendsten Vertreterinnen und Vertreter in diesem Bereich erstellt, um sie miteinander zu verbinden: Kunsthandwerkende, im Design Tätige, Verantwortliche für Galerien und Museumsausstellungen, Sammlerinnen und Sammler sowie einfach alle, die sich für hochwertige handgefertigte Objekte begeistern.

Es erfüllt mich mit Freude, Teil dieses Netzwerkes zu sein.

Homo Faber Guide - Chaska Schuler

Homo Faber 2024: The Journey of Life

Ich werde am 4./5. September in Venedig sein und die anregenden Ausstellungen der Biennale besuchen, die in den prächtigen Räumen der Fondazione Giorgio Cini stattfinden.

Hunderte von handgefertigten Objekten sind zu entdecken – geschaffen von den talentiertesten Handwerksleuten aus aller Welt.

HOMO FABER GUIDE

With the Homo Faber Guide, the Michelangelo Foundation has created a unique digital platform for European artisanship.

The Foundation’s mission is to celebrate and preserve master artisanship, and for this reason it has created a European map of the most significant representatives in this field, with the aim of connecting all its protagonists: artisans, designers, gallery owners, art curators, collectors and enthusiasts of high-quality handmade pieces.

I feel happy and honored to be part of this network.

Homo Faber 2024: The Journey of Life

I will be in Venice on the 4th/5th of September, visiting the inspiring exhibitions of the Biennale held in the magnificent spaces of Fondazione Giorgio Cini. There are hundreds of handmade objects to discover, created by the most talented craftspeople from all over the world.

Poliment- und Ölvergoldung

Poliment- und Ölvergoldung

Die Replika eines Blumenornaments von Ignaz Günther habe ich poliment-glanzvergoldet. Die seitlichen Ränder sind mit Silber und Kupfer ölvergoldet.
Der Begriff „vergolden“ erstreckt sich auch auf die Bearbeitung unedler Blattmetalle.

Die Polimentvergoldung ist die edelste, traditionsreichste aber auch aufwendigste Vergoldungsart.

Die Chinesen sollen schon 2000 v. Chr., die Ägypter 1600 v. Chr. das Blattgold verwendet haben.
Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) und Vitruv beschreiben in der frühen Kaiserzeit die Herstellung und Anwendung von Blattgold sowie die Polimentvergoldung: «Holz wird mit einem Poliment aus einer Mischung von Gelbocker mit roter (aus Sinope) und weisser Tonerde (aus Melos) vergoldet.»

Die Polimentvergoldung entsteht in mehreren Arbeitsschritten. Sie beginnt mit dem Auftrag der Leimtränke, daran schließt sich der Aufbau des Kreidegrunds an. Als direkter Träger des Blattgoldes dient das Poliment.

Da ihr Aufbau keinen Schutz vor Feuchtigkeit gewährt, kommt sie ausschliesslich in Innenräumen bspw. bei Skulpturen, sakralen Gegenständen oder aufwendigen Bilderrahmen zur Anwendung.

Die antiken Autoren erwähnen die sogenannte Öl- oder Mixtion-Vergoldung mit Blattgold auf einem Klebeöl nicht.
Diese Vergoldung lässt sich zwar nicht polieren, man kann sie aber universell auf fast jeden Untergrund im Innen- und Aussenbereich auftragen. Saugende Untergründe wie Holz, poröser Stein, Putz und Stuck müssen mit einem Lack abgesperrt werden.

Diese Mattvergoldung ist die widerstandsfähigste aller mechanischen Vergoldungstechniken und benötigt keinen Kreide- und Polimentaufbau wie die Glanzvergoldung. Eine Ölvergoldung hält im Freien mindestens 20 bis 30 Jahre.

Das folgende Video zeigt ausführlich die einzelnen Arbeitsschritte der Polimentvergoldung (vgl. auch Text unter dem Video):

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On the following website, you will find interesting information about water gilding (tools, instructions, and tips) available in English, French, Italian, Spanish, and German:

Polimentvergoldung

Die Leimtränke

Die Vorbereitung der Leimtränke ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine essentielle Verbindung zwischen dem zu vergoldenden Objekt und der darauf folgenden Kreidegrundierung herstellt.
Dabei kommen wasserlösliche Glutinleime zum Einsatz, die aus verschiedenen Tierprodukten (Haut, Knochen, Fischhaut und -gräte) gewonnen werden und durch Einweichen und anschließende Erwärmung (weniger als 50 Grad Celsisus!) vorbereitet werden. Die optimale Konsistenz und Temperatur der Leimtränke sind unerlässlich, ebenso wie ein gründlich vorbereitetes Arbeitsstück und ein sauberer Arbeitsplatz.
Die Anwendung erfordert zügiges Handeln, da die Tränke bei Abkühlung ihre Fließfähigkeit verliert und weniger tief ins Objekt eindringt. Sie muss gründlich in das Material einmassiert werden, um vollständig aufgesogen zu werden.

Die Kreidegrundierung

Nachdem das Werkstück getrocknet ist, wird nun eine mehrschichtige Grundierung aufgetragen, die aus einer Mischung verschiedener Kreidesorten besteht und durch Warmleim gebunden wird.

Der Grundauftrag erfolgt in drei aufeinanderfolgenden Schritten: Stupfen, Anreiben und Ausgrundieren.

Beim Stupfen wird der handwarme, dickflüssige Kreidegrund mit einem runden Borstenpinsel auf das Werkstück aufgetragen und anschließend vertupft, um eine vergrößerte Oberfläche zu schaffen.
Das Anreiben erfolgt mit einem verdünnten Kreidegrund, der mit einem langhaarigen Borstenpinsel gleichmäßig aufgetragen wird, um eine lebendige Oberfläche zu erzeugen. Die Pinselstriche bleiben sichtbar und bilden die Grundlage für die dritte Grundierungsschicht.
Die Ausgrundierung wird einem langhaarigen Haarpinsel «nass in nass» aufgetragen, um die Grundierungsschicht zu komplettieren.

Zwischen jedem Schritt muss das Werkstück gründlich trocknen, bevor mit dem nächsten Schritt fortgefahren werden kann, wobei der Auftrag von Schicht zu Schicht dünnflüssiger wird und weniger Leim enthält.

Das Poliment

Durch das Schleifen der Grundierschichten wird eine feine, glatte und gleichmäßig poröse Oberfläche erzielt. Schleifstaub muss gründlich entfernt werden, und eventuelle Rückstände von Handfett können mit einem weichen Baumwolltuch, das mit Ethanol benetzt ist, abgewischt werden. Sauberkeit am Arbeitsplatz ist für den folgenden Prozess der Polimentierung unerlässlich.

Das vorbereitete Poliment – eine Mischung von Polimentleim (Speisegelatine) und Bolus (gemahlene Tonerde) – wird leicht erwärmt und auf das Werkstück aufgetragen.
Die traditionellen Farben für Glanzvergoldung sind Gelb und Rot, wobei normalerweise zwei Schichten Gelb und darauf zwei Schichten Rot aufgetragen werden. Es ist wichtig, dass das gelbe Poliment mehr Leim enthält.
Blattgold wird wärmer, wenn ein roter Bolus und blasser, wenn ein gelber Bolus verwendet wird. Für Blattsilber wird meist ein schwarzer, blauer oder weißer Bolus verwendet, die für einen brillanteren Effekt perfekt sind.
Zwischen den Aufträgen muss das Werkstück bei Raumtemperatur gründlich trocknen, um sicherzustellen, dass der Bolus nicht brüchig wird.
Anschließend wird die Oberfläche mit einer speziellen Bürste gebürstet, um eine feine und dichte Basis für das Blattgold zu schaffen und die nachfolgende Vergoldung zu erleichtern.

Anschiessen

Ein heller und sauberer Arbeitsbereich ist für den Auftrag des Blattgoldes entscheidend. Eine konstante Luftfeuchtigkeit von etwa 60 Prozent, die durch einen Wasserkocher aufrechterhalten werden kann, verhindert eine zu schnelle Trocknung der aufgetragenen Lösung.

Die erforderlichen Werkzeuge wie das Vergolderkissen und -messer sowie der Anschiesser (Haarbesatz aus feinstem Fehhaar) müssen griffbereit sein.

Die Netze besteht aus destilliertem Wasser und Alkohol. Sie wird kurz vor der Anwendung gemischt, da Alkohol schnell verdunstet.

Das Blattgold wird auf die mit Netze vorbereitete Fläche gelegt, wobei die Lösung den im Untergrund enthaltenen Leim aktiviert. Das Anschiessen der Goldblättchen erfordert Präzision und Planung, um ein harmonisches Ergebnis zu erzielen.

Nach dem Trocknen wird das Blattgold mit einem Achat-Stein poliert, bis eine gleichmäßig glänzende Oberfläche entsteht.

Wenn alle Schritte behutsam ausgeführt werden, entsteht eine eindrucksvolle massiv wirkende Goldoberfläche, die den Betrachter fasziniert.

Vergoldungen sind dauerhaft und benötigen keinen Schutz.

Im Aussenbereich (Ölvergoldung) sollte Gold mit mindestens 23.5 Karat verwendete werden.
Silber- und Kupferpartien können mit einem alkohlgelösten Lack (z.B. Schellack) überzogen werden, damit sie nicht oxidieren.

Unpolare Lacke, wie Zelluloselacke (Zapon) oder toluol bzw. xylolgelöste Lacke (Paraloid, Plexigum) sollten nicht verwendet werden, da sie das Mixtion anlösen können.

Q&A: Wax Finish / Wachsoberfläche

Q&A: Wax Finish / Wachsoberfläche

*English text below

Fragen:
«Wie hält sich dieses Wachsfinish im Laufe der Zeit auf Möbeln? Wie viele Jahre Schutz bietet es, bevor eine Auffrischung erforderlich ist?»
Paul, https://www.copperpigwoodworking.com

Antwort:

Eine Oberfläche aus Bienen- und Carnaubawachs ist ein dauerhaftes und äusserst stabiles Finish, das über Jahrzehnte Bestand hat, sofern es nicht übermässig beansprucht wird oder Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt ist.

Abnutzung zeigen sich vor allem an Stellen, die häufig berührt werden, wie bspw. Schubladen oder Schranktüren.

Ein Ölfinish sollte im Laufe der Jahre regelmäßig nachbehandelt werden, da das Öl ins Holz einzieht.

Kopfteil des Kahnbettes

Eine Wachsoberfläche hingegen wird nur erneuert, wenn dies als notwendig erachtet wird. Dabei ist es wichtig, die alte Wachsschicht zunächst mit einem Heissluftföhn, warmem Wasser, Terpentinersatz oder allenfalls Benzol zu entfernen, bevor eine neue Schicht aufgetragen wird. Der entstehende Schmierfilm lässt sich mit feiner Stahlwolle abreiben.

Zum Video:
Oberflächenbehandlung mit Wachs (Bienen- und Carnaubawachs).

Mit dem Heissluftfön dringt das Wachs tiefer in die Poren ein. Ich habe insgesamt dreimal das Wachs aufgetragen und anschliessend glänzend poliert. An gewissen Stellen brauchte es sogar vier Applikationen bis das Holz genügend gesättigt und genährt war.

Rezept:

Es handelt sich um eine Mischung aus Bienen- und Carnaubawachs. Ca. 9 bis 13 % Carnaubawachs (10 – 15% vom Bienenwachsvolumen). Mit einem höheren Anteil an Carnaubawachs wird die Oberfläche widerstandsfähiger und härter. Allerdings bedeutet dies auch, dass das Auspolieren per Hand generell anstrengender wird.

Ich habe der Mischung ca. 9 % Baslamterpentin* beigefügt. Dadurch bekommt es eine flüssigere Konsistenz und ist so einfacher aufzutragen und einzupolieren. Verwendet man Terpentinöl* wird es noch geschmeidiger.

Um die Konsistenz des Wachses zu verbessern, kann man stattdessen auch Weissöl (Paraffinöl) verwenden, was aber für den Restaurierungsbereich weniger geeignet ist.  

Carnaubawachs stammt vom Blatt der in Brasilien wachsenden Carnaubapalme und ist das härteste bekannte natürliche Wachs.

Zeitliche Anwendung:

  • Carnaubawachs wird seit 1846 aus Brasilien eingeführt.
  • Bienenwachs: nach einem Papyrus aus der Zeit Ramses (1388-1228 v. Chr.) bereits in Ägypten bekannt. Die erste maltechnische Anwendung wird von Plinus beschrieben.

Ein ausführlicher Restaurierungsbericht zum Nussbaum-Kahnbett aus der Epoche Karl X. finden Sie hier.

  

* Unterschied Balsamterpentin und Terpentinöl:

Balsamterpentin und Terpentinöl sind eng verwandte, aber unterschiedliche Substanzen:

 1. Balsamterpentin:

  • Ist der frische Harzausfluss von Nadelbäumen, insbesondere Kiefern und Lärchen – häufig in Ethanol gelöst.
  • Eine cremige Flüssigkeit, die ein Gemisch aus Harz und ätherischen Ölen enthält.
  • Wird hauptsächlich verwendet, um Harze weicher und geschmeidiger zu machen.

 2. Terpentinöl:

  • Wird durch Destillation des natürlichen Balsams (Terpentin) gewonnen.
  • Ist ein flüchtiges, öl- und harzlösendes Mittel.
  • Wird vielfältig eingesetzt, z.B. als Lösungsmittel für Lacke, zum Verdünnen von Ölfarben oder einer Wachspaste und zur Entfernung von Fettflecken.

Der Hauptunterschied liegt also in der Verarbeitung: Balsamterpentin ist das Rohprodukt, während Terpentinöl das destillierte, gereinigte Produkt ist. Terpentinöl ist flüchtiger und hat stärkere Lösungseigenschaften als Balsamterpentin.

Oft wird angenommen, dass alles, was aus Pflanzen gewonnen wird, weniger schädlich ist als Erdölprodukte. Das pflanzliche (echte) Terpentinöl ist aber deutlich toxischer als Terpentinersatz (Synonym: Testbenzin, Lackbenzin).

Beide Substanzen können gesundheitsschädlich und umweltgefährdend sein. Terpentinöl ist aber besonders toxisch bei Einnahme und kann schwere Vergiftungen verursachen.
Aus Sicherheitsgründen wird oft Terpentinersatz (ein Erdöldestillat) als Alternative verwendet, da es weniger flüchtig und weniger toxisch ist.

Mehr Infos unter TOXINFO SUISSE

‼️ Bitte beachten Sie, dass beim Umgang mit Benzol, Terpentinersatz, Balsamterpentin oder Terpentinöl geeignete Schutzausrüstung getragen werden sollte. Dazu gehören Atemschutz, Schutzbrille und Chemiehandschuhe.‼️

Question:
«How does this wax finish hold up on furniture over time? How many years of protection do you get before needing to refinish?»
Paul,
https://www.copperpigwoodworking.com

Answer:
A surface made of beeswax and carnauba wax is a durable and highly stable finish which can last for decades, provided it is not excessively used or exposed to heat and moisture.
Wear and tear typically occurs in areas frequently touched, such as drawers or cabinet doors.

An oil finish should be regularly re-treated over the years as the oil penetrates into the wood.
A surface of wax, however, is only renewed when deemed necessary.
Prior to applying a new layer, it is important to remove the old old coating first, using a heat gun, warm water, turpentine substitute (white spirit) or, if necessary, benzene.
The resulting lubricating film can be rubbed off with fine steel wool.

Video:
Surface treatment with wax (beeswax and carnauba wax).
The wax penetrates deeper into the pores with a heat gun. I applied the wax a total of three times and then polished it to a shine. In some places it even took four applications until the wood was completely saturated and nourished.

Recipe:
It is a mixture of bees wax and carnauba wax.
Approximately 9 to 13% carnauba wax (10 – 15% of the volume of beeswax). A higher proportion of carnauba wax results in a more resistant and harder surface. However, it also generally means that hand polishing becomes more strenuous.

I added approximately 9% balsam (turpentine) to the mixture. This gives it a more liquid consistency, making it easier to apply and polish. If turpentine oil is used, it becomes even smoother.

Alternatively, to improve the consistency of the wax, one can also use mineral oil (paraffin oil), but this is less suitable for the restoration field.

Carnauba wax forms the outer, shiny skin of the leaves of the carnauba palm tree that grows in Brazil and is the hardest known natural wax.

Timeline of Usage:

  • Carnauba wax has been imported from Brazil since 1846.
  • Beeswax: Known in Egypt since the time of Ramses (1388-1228 BC) according to a papyrus. The first documented artistic application is described by Pliny.

A comprehensive restoration report on the Karl X era walnut sleigh bed can be found here.

*Difference Between Balsam Turpentine and Turpentine Oil:

Balsam turpentine and turpentine oil are closely related but distinct substances:

  1. Balsam Turpentine:

    • It is the fresh resin exudate from conifer trees, particularly pines and larches – often dissolved in ethanol.
    • A creamy liquid containing a mixture of resin and essential oils.
    • Primarily used to soften and make resins more pliable.
  2. Turpentine Oil:

    • Obtained by distillation of balsam turpentine resin.
    • A volatile, oil- and resin-dissolving agent.
    • Used in various applications, such as a solvent for varnishes, thinning oil paints, or wax paste, and for removing grease stains.

    The main difference lies in the processing: balsam turpentine is the raw product, while turpentine oil is the distilled, purified product. Turpentine oil is more volatile and has stronger solvent properties than balsam turpentine.

    It is often assumed that plant-derived substances are less harmful than petroleum products. However, plant-based (genuine) turpentine oil is significantly more toxic than turpentine substitute (also known as white spirit or mineral spirits).

    Both substances can be harmful to health and the environment. Turpentine oil is especially toxic if ingested and can cause severe poisoning.
    For safety reasons, turpentine substitute (a petroleum distillate) is often used as an alternative, as it is less volatile and less toxic.

    More information can be found at TOXINFO SUISSE

    ‼️Please note that when handling benzene, turpentine substitute, balsam turpentine, or turpentine oil, appropriate protective equipment should be worn. This includes respiratory protection, safety goggles, and chemical-resistant gloves.‼️

    Wooden Furniture in Herculaneum

    Wooden Furniture in Herculaneum

    Holzmöbel aus Herculaneum

    Im Zusammenhang mit meiner Ausbildung zur Möbelrestauratorin habe ich mich intensiv mit den Anfängen der Möbelherstellung auseinandergesetzt und bin auf die Studie «Wooden Furniture in Herculaneum» von Stephan T.A.M. Mols gestossen.

    In seinem Buch verschafft er uns einen Überblick über 41 Möbelstücke (Betten, Liegen, Tische, Sitz- und Aufbewahrungsmöbel) aus dem frühen Kaiserreich Roms. Dabei setzt er die zur Herstellung der Möbel verwendeten Techniken sowie deren Form und Funktion ins Zentrum und bettet sie in ihren sozialen und historischen Kontext ein.

    Die Holzmöbel in Herculaneum wurden durch den Ausbruch des Vesuvs (79 n. Chr.) feuerverkohlt, wodurch sie in veränderter Form über die Jahrhunderte erhalten und chemisch stabil blieben.
    Nach der Entdeckung von Tutanchamuns Grab im Jahr 1922 wurde zum ersten Mal mit geschmolzenem Paraffinwachs ein Holzartefakt konserviert.
    Ab 1927 wurde diese Technik auch in Herculaneum angewandt, wodurch nun die Holzmöbel vor dem Zerfall geschützt werden konnten. Von den Ausgrabungen vor 1900 ist leider kein einziges Möbel erhalten geblieben.

    Als Schreinerin interessieren mich natürlich insbesondere die verwendeten Techniken. Dabei ist festzustellen, dass die Handwerker von Herculaneum auf einem aussergewöhnlich hohen Niveau arbeiteten und über umfassende Kenntnisse einer Vielzahl von unterschiedlichen Hölzern besassen. Sie verfügten über Werkzeuge und Techniken, die bis zur industriellen Revolution als mechanische Holzbearbeitungstechniken aufkamen, keine tiefgreifenden Veränderungen mehr erfuhren.

    Die Römer perfektionierten die bereits bekannten Werkzeuge wie Axt, Keil, Säge, Hammer/Klöppel, Stechbeitel/Hohleisen, Bohrer, Feile und Raspel, Schleifpapier (Fischhaut), Schraubzwinge, Drechselbank, Winkel, Zirkel, Lineal, Lot, sowie ein Vorläufer der Wasserwaage (libella) und fügten den Zimmermannshammer sowie den Hobel zum allgemeinen Werkzeugbestand hinzu. Dessen Form hat sich bis in die Neuzeit kaum mehr verändert.

    Sie kannten diverse Holzverbindungen (u.a. Schwalbenschwanz/Gratleiste, stiftgesicherte Nut-Feder-Verbindungen, (Blind-)Zapfen, Überblattung, offene Fingerzinkung und Leime (Kuh- und Fischleim, Bitumen und Pech).
    Zu ihrem weiteren Repertoire gehörten u.a. aufwändige Holzschnitzereien, Furniertechniken – auch mit Vergoldungen, Intarsien aus Holz, Elfenbein, Glaspaste, Silber etc. und Marketerie sowie Oberflächenbehandlungen mit diversen Ölen und Farben.

    Sie verbauten Klavierscharniere (aus Knochen, Holz oder Elfenbein) und gelten als Erfinder des Schrankes (armarium) und der Rahmen-Füllungs-Konstruktion. Diese formstabile Flächenkonstruktion ging nach dem Untergang des Römischen Reiches grösstenteils verloren und kam erst wieder in der Spätgotik auf.

    Eine der bedeutendsten Entdeckungen in Herculaneum in den letzten Jahrzehnten erfolgte 2009/10, als das eingestürzte Holzdach und Teile der Kassettendecke aus dem Haus des Telephus-Reliefs von einem verschütteten Strand geborgen wurden.

    Diese Art von Kassettendecke sollte Jahrhunderte später Standard für Kirchen und Paläste in der italienischen Renaissance werden (vgl. letztes Bild in der Galerie).

    Es ist ein phantastisches Buch und ich empfehle es allen, die sich für antike Möbel, das Leben in den vesuvianischen Städten oder die materielle Kultur der frühen Römischen Kaiserzeit interessieren.

     

    Leider sind die Bilder im Buch von S. Mols z.T. sehr dunkel. Die Bilder stammen aus folgenden Quellen:
    S. Mols; Herculaneum Society; benedante.blogspot; www.antike-tischkultur.de

     

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