Restaurierung des Heiligen Damian

Restaurierung des Heiligen Damian

A English version of my my blog entry can be found below.

Die farbig gefasste Figur zeigt den Heiligen Damian, Schutzpatron der Apotheker, der oft zusammen mit seinem Zwillingsbruder, dem Heiligen Kosmas, dargestellt wird.

Es handelt sich um eine Kopie der Figur des niederbayrischen Bildhauers Mathias Obermayr (* 14. Mai 1720; † 15. Dezember 1799), der sie 1760 zusammen mit einer Figur des heiligen Kosmas für die Stadtapotheke in Straubing angefertigt hat.

Besonders hervorzuheben ist die fein gearbeitete Schnitztechnik, die der Figur Ausdruck und Detailreichtum verleiht.
Damian steht in einer offenen, einladenden Haltung mit leicht angewinkelten Beinen: Seine rechte Hand deutet auf etwas, während er in der linken ein Buch mit dem Titel «Honora» hält.
(vgl. Bilder unten: vor (links) sowie nach (rechts) der Restaurierung)

Hl. Damian: Gewand - vor Restaurierung
Hl. Damian: Gewand - nach Restaurierung

Die Figur wurde aus blockverleimtem Lindenholz geschnitzt. Sichtbare Ergänzungen finden sich am rechten Fuß, dessen vorderer Teil vollständig ersetzt wurde, sowie am Sockel, wo eine größere Ecke neu angesetzt wurde.

Hl. Damian: UV-Untersuchung
Hl. Damian: Frontansicht - vor Restaurierung
Hl. Damian: Frontansicht - nach Restaurierung

Restaurierungsmaßnahmen

Konstruktion / Grundmaterial 

Fassungsschollen erhielten eine Behandlung mit einem Netzmittel aus Ethanol und destilliertem Wasser (1:1), gefolgt von einer Festigung mit 5%iger Gelatine-Lösung (Roth 240 Pas) unter Einsatz von Silikonpinseln.

Die abgebrochenen Fingerglieder wurden restauriert, indem alter PVAC-Leim mit Aceton entfernt und die Fragmente mit Fischleim neu verleimt wurden. Die Fugen wurden abschließend gekittet.

Hl. Damian: Hand - vor Restaurierung
Hl. Damian: Hand - nach Restaurierung

Oberfläche:  

Die gesamte Oberfläche wurde mit destilliertem Wasser und Wattestäbchen gereinigt und alte Retuschen am Fuß mit einem Abbeizer (z.B. Rustoleum) oder mechanisch (Skalpell) entfernt. Fehlstellen im Kreidegrund und Schwundrisse wurden mit Kreidegrundkitt geschlossen und mit Schellack Lemon abgesperrt.

Hl. Damian: UV-Untersuchung
Hl. Damian: UV-Untersuchung
Hl. Damian: rechter Fuss - nach Restaurierung

Die Fehlstellen der farbigen Fassung wurden mit Ölharzfarben (Mussini), verdünnt mit Balsamterpentinöl, retuschiert.

Hl. Damian: Kopf und Schulter - vor Restaurierung
Hl. Damian: Kopf und Schulter - nach Restaurierung

Kleine Fehlstellen der vergoldeten Fassung wurden mit Muschelgold oder roten Aquarellfarben als Polimentersatz retuschiert.
Bei größere Fehlstellen erfolgte eine Polimentvergoldung mit anschließender Politur.

Hl. Damian: Mantel - vor Restaurierung
Hl. Damian: Mantel - nach Restaurierung

Der Heilige Damian – zusätzliche Fotos der Restaurierung

English Version:

Saint Damian:

The polychrome figure depicts Saint Damian, the patron saint of pharmacists, who is often shown alongside his twin brother, Saint Cosmas.

It is a replica of a figure by the Lower Bavarian sculptor Mathias Obermayr (* May 14, 1720; † December 15, 1799), who created it in 1760, along with a figure of Saint Cosmas, for the town pharmacy in Straubing.

Heiliger Damian

Noteworthy is the finely detailed carving technique, which gives the figure both expression and richness of detail.

Saint Damian stands in a welcoming, open posture with slightly bent legs. His right hand appears to gesture toward something, while his left holds a book inscribed «Honora».

The sculpture is carved from block-laminated limewood, with visible repairs: the front part of the right foot has been completely replaced, and a larger section of the base corner has been newly added.

 

Restoration Measures

Structure / Base Materials

The damaged gesso flakes were treated with a mixture of ethanol and distilled water (1:1), followed by consolidation using a 5% gelatin solution.

The broken finger joints were restored by removing the old PVAC glue with acetone and re-gluing the fragments with fish glue. The joints were then sealed with putty.

Coating:

The entire surface was cleaned with distilled water and cotton swabs. Old retouching on the foot was removed with a paint stripper or mechanically with a scalpel.

Missing areas in the gesso layer and shrinkage cracks were filled with gesso putty and sealed with shellac lemon.

The missing areas in the colored finish were retouched with diluted oil resin colors (Mussini).

Small missing spots in the gilded finish were retouched with shell gold or red watercolor as a substitute for the poliment, while larger areas were treated with poliment gilding followed by polishing.

Jahresrückblick 2024

Jahresrückblick 2024

A shortened English version of my year-in-review can be found below.

 

2024 war ein Jahr voller unvergesslicher Momente, beeindruckender Projekte und inspirierender Begegnungen.

Nach Neujahr habe ich mein Studium am Goering Institut in München fortgesetzt.

Jetzt, Ende des Jahres 2024, befinde ich mich genau in der Mitte meiner dreijährigen Ausbildung zur Restauratorin für Möbel und Holzobjekte.
Das Jahr begann mit einem besonderen Werkstück: Ein Massivholzbrett mit Nussbaumfurnier und einer filigranen Libellenmarketerie. Gekrönt wurde das Projekt mit einer glänzenden Schellackpolitur.

Im Mai schloss ich eine Replika eines Blumenornaments von Ignaz Günther ab – geschnitzt aus Lindenholz und mit Poliment- und Ölvergoldung veredelt. Zwei traditionsreiche Vergoldungstechniken, die mich sowohl technisch als auch ästhetisch faszinieren.

Eine selbstgeschmiedete Anreissnadel mit gehärteter Spitze und Geissfuss (Nagelzieher) war ein weiteres Highlight.

Im April hatten wir die Gelegenheit, ein faszinierendes Referat über die Restaurierung eines der weltweit nur noch vier erhaltenen Lilienthal Normal-Segelapparate zu erleben.

Dieses aussergewöhnliche Restaurierungsprojekt des Deutschen Museums ist nicht nur technisch äusserst anspruchsvoll, sondern auch kulturhistorisch von unschätzbarem Wert, da es eines der ersten flugfähigen Gleitflugzeuge der Geschichte repräsentiert.

Die Restaurierung erfordert ein Höchstmass an Präzision und interdisziplinärem Fachwissen, um die ursprünglichen Materialien und Konstruktionsmethoden möglichst authentisch zu bewahren. Ein wahrhaft einmaliges Unterfangen, das den Pioniergeist der Luftfahrtgeschichte lebendig hält.

Im Frühjahr beschäftigte ich mich intensiv mit den Holzmöbeln von Herculaneum (vgl. dazu das Buch «Wooden Furniture in Herculaneum» von Stephan T.A.M. Mols).

Seine eingehende Analyse ist herausragend, und ich empfehle sie allen, die sich für antike Möbel, das Leben in den vesuvianischen Städten oder die materielle Kultur der frühen Römischen Kaiserzeit interessieren.

Die Kunstfertigkeit der römischen Handwerker und ihre meisterhafte Beherrschung von Holz und Verbindungstechniken haben mich tief beeindruckt.

Ihre Errungenschaften wirken bis heute nach.

Buchcover: Wooden Furniture in Herculaneum - Form, Technique and Function von Stephan T.A.M. Mols
Kassettendecke aus dem Haus des Telephus-Reliefs in Herculaneum Bildquelle: Minerva Magazin

Eine der bedeutendsten Entdeckungen in Herculaneum in den letzten Jahrzehnten erfolgte 2009/10, als das eingestürzte Holzdach und Teile der Kassettendecke aus dem Haus des Telephus-Reliefs von einem verschütteten Strand geborgen wurden.


Diese Art von Kassettendecke sollte Jahrhunderte später Standard für Kirchen und Paläste in der italienischen Renaissance werden

👉🏽  Wooden wonders of Herculaneum

Während der Frühlingsferien arbeitete ich in meiner Werkstatt und stellte Schneidebretter mit Hirnholzleisten aus Nuss- und Ahornholz her.

Auch Exkursionen bereicherten mein Jahr: Im Juni besuchten wir das Bauerngerätemuseum in Ingolstadt. Die Ausstellung „Schmied und Schlosser“ führte uns zurück in die traditionellen Arbeitswelten von Dorfschmied und Schlosser. 
Im November besichtigten wir die Burg Trausnitz, die Stiftsbasilika St. Martin in Landshut und Schloss Sünching, dessen Deckenfresko von Matthäus Günther sowie die geschnitzten Genien mit Engel des Bildhauers Franz Ignaz Günther mich besonders beeindruckten.

Die Sommerferien führten mich nach Peru, mein Mutterland. Ich besuchte Familie und Freunde, erkundete Arequipa, das Heilige Tal der Inkas, Cusco und die Coricancha, das wichtigste Heiligtum des Inkareichs. Darin befindet sich der Tempel der Göttin Chaska (Venus, Isis, Aphrodite, Ištar bzw. Astarte in anderen Kulturen), nach der ich benannt wurde und die mir eine besondere Verbindung zu meiner kulturellen Herkunft verleiht.

Diese Reise verband mich tief mit meinen Wurzeln.

👉🏽 Die Spirale – Ausdruck der Lebensenergie

Kaum zurück, reiste ich nach Venedig zur Biennale Homo Faber. Besonders stolz bin ich, dass ich in den Homo Faber Guide aufgenommen wurde – und nun Teil dieses Netzwerks für europäisches Kunsthandwerk bin.

Der Besuch bei Marino Menegazzo, dem letzten Goldschläger Venedigs, war einer der Höhepunkte dieses Jahres.

Seine Kunst, Blattgold von Hand herzustellen, hat mich tief beeindruckt.

Marino Menegazzo, der letzte Goldschläger Venedigs

Im Herbst nahm ich mein Studium wieder auf und vertiefte mich in die Herstellung von Stuckmarmor.

Am 20. Oktober, dem Tag der Restaurierung, besuchte ich verschiedene Museen und Werkstätten. Wenige Tage später fand die Internationale Kunstmesse in der Residenz München statt, wo ich die Gelegenheit hatte, aussergewöhnlich kunstvolle antike Möbelstücke zu bewundern.

In meinen Herbstferien leitete ich den Holzbearbeitungskurs «Möbelherstellung aus Massivholz», in dem ich mit einem Kunden einen Beistelltisch aus Ahorn- und Nussbaumholz fertigte.

Ein weiteres Highlight war die Restaurierung eines Neo-Renaissance-Truhenschranks, den meine Kollegin und ich nach 235 Arbeitsstunden im November fertigstellten.

Kurz vor Weihnachten begann ein neues Projekt: die Figur des Hl. Damian sowie sechs Moriskentänzer warten auf ihre Restaurierung – eine spannende Herausforderung zu Beginn des Jahres 2025.

Moriskentänzer
Heiliger Damian

Ein grosser Dank geht an alle, die dieses Jahr so besonders gemacht haben. 💛

Chaska Schuler, Dezember 2024

Year in Review 2024

2024 was a year filled with unforgettable moments and inspiring encounters.

After the New Year, I continued my studies at the Goering Institute, and as 2024 comes to a close, I find myself halfway through my three-year training to become a restorer of furniture and wooden objects.

The year began with a special project: a solid wood board veneered with walnut and adorned with a delicate dragonfly marquetry. The piece was finished with a glossy shellac polish. In May, I completed a replica of a floral ornament by Ignaz Günther, carved from limewood and enhanced with traditional bole and oil gilding techniques, both of which captivate me.

I also delved deeply into the remarkable wooden furniture from Herculaneum (79 AD).

A self-forged scribing needle with a hardened tip and a nail puller was another highlight.

Field trips enriched my year as well: in June, we visited the Rural Equipment Museum in Ingolstadt, while in November, we explored Trausnitz Castle, the Collegiate Basilica of St. Martin, and Sünching Castle, with its impressive ceiling fresco by Matthäus Günther.

The summer holidays took me to Peru, my motherland. I visited Arequipa, the Sacred Valley of the Incas, Cusco, and the Coricancha, which houses the Temple of the Goddess Chaska (Venus) – after whom I am named. This journey deeply connected me with my roots.

Upon my return, I traveled to Venice for the Homo Faber Biennale. I am especially proud to have been featured in the Homo Faber Guide and to now be a part of this network of European craftsmanship. A highlight of my trip was meeting Marino Menegazzo, the last goldbeater in Venice. His skill in creating gold leaf by hand deeply impressed me.

After the summer, I focused on creating scagliola and restoring a Neo-Renaissance chest cabinet, which my colleague and I completed in November after 235 hours of work.

During the spring and autumn holidays, I worked in my workshop, crafting cutting boards with breadboard ends, and taught a woodworking course in which I guided a client in crafting a side table.

Thank you to everyone who made this year so special. 💛

Chaska Schuler, December 2024

Neo-Renaissance-Truhenschrank – Ein Zeugnis des späten 19. Jahrhunderts

Neo-Renaissance-Truhenschrank – Ein Zeugnis des späten 19. Jahrhunderts

The English text can be found below.

Dieser zweiteilige Truhenschrank, den ich zusammen mit meiner Kollegin restauriert habe, ist ein herausragendes Beispiel für die deutsche Neo-Renaissance (1870–1890). Das Möbel vereint typische Stilelemente der Gründerzeit mit handwerklichen Besonderheiten, die auf eine Fertigung im bäuerlichen Kontext schliessen lassen.

Konstruktion und Gestaltung:
Der Schrank besteht aus zwei nicht fest verbundenen Korpussen aus verschiedenen Holzarten (Nussbaum, Birke, Fichte), die sich in Maßen, Ausführung und Ornamentik unterscheiden. Die horizontale Gliederung erfolgt durch profilierte Leisten mit Hohlkehlen und Zahnschnitt-Ornamentik, während vertikale Pilaster mit Schuppenbändern und Diamantquaderungen das Design prägen.

Die Türen der unteren Truhe sind Rahmen-Füllungskonstruktionen, während die des oberen Korpus aus massivem Holz mit aufgeblendeten Zierleisten und Rundbogenmotiven bestehen. Besonders auffällig sind die geschnitzten Engelsköpfe mit feinen Akanthusranken, die sehr detailliert und feingliederig ausgeführt sind.

Kunsthistorische Einordnung:
Die Gestaltungselemente spiegeln die Stilmischung des 19. Jahrhunderts wider: Gründerzeit-Ornamentik kombiniert mit barocken Einflüssen in den Engelsmotiven.
Der Stil der Neo-Renaissance blühte als Teil des Historismus auf, einer Bewegung, die darauf abzielte, vergangene Stile wiederzubeleben.

Interessant ist die Diskrepanz zwischen aufwendiger Ornamentik und schlichter Ausführung, die auf eine regionale Werkstatt hinweist.

Wiederverwendete Beschläge wie geschmiedete Langbänder, Federschnäpper und Schliessbleche unterstreichen zudem die wechselnde Nutzungsgeschichte dieses faszinierenden Möbels.

Weitere Eindrücke zur Restaurierung des Neo-Renaissanc-Truhenschranks im folgenden Video:
Further insights into the restoration of the Neo-Renaissance chest cabinet in the following video:

Neo-Renaissance Chest Cabinet – A testament to the late 19th Century

This two-part chest cabinet, which I restored together with my colleague, is an outstanding example of German Neo-Renaissance design (1870–1890). The piece combines typical Gründerzeit stylistic elements with craftsmanship details indicative of production in a rural context.

Construction and Design:
The cabinet comprises two separate, unconnected sections made from various types of wood (walnut, birch, and spruce), differing in dimensions, execution, and ornamentation. Its horizontal structure is defined by profiled moldings with hollow chamfers and dentil ornamentation, while vertical pilasters decorated with scaled bands and diamond-shaped motifs accentuate the design.

The doors of the lower chest feature classic frame-and-panel construction, whereas those of the upper section are crafted from solid wood, embellished with applied moldings and arched motifs. Particularly striking are the carved angel heads with delicate acanthus foliage, executed with exceptional precision and intricacy.

Art Historical Context:
The design elements reflect the eclectic style of the 19th century: Gründerzeit ornamentation blended with Baroque influences in the angel motifs.

The Neo-Renaissance style flourished as part of Historicism, a movement that sought to revive past styles.

Notable is the contrast between elaborate ornamentation and simpler craftsmanship, suggesting production in a regional workshop.

Reused fittings such as forged strap hinges, spring latches, and strike plates further emphasize the evolving history of this fascinating piece of furniture.

Woche der Restaurierung und Europäischer Tag der Restaurierung (20.10.2024)

Woche der Restaurierung und Europäischer Tag der Restaurierung (20.10.2024)

Der nächste Europäische Tag der Restaurierung ist am 20. Oktober 2024!

Entdecken Sie die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren, die sonst im Verborgenen liegt.

In ganz Europa laden wir Sie dazu ein, in den Ateliers und auf den Baustellen Fallbeispiele aktueller Konservierungs- und Restaurierungsprojekte kennenzulernen.

Die Restaurierung ist eine bedeutende Disziplin in der Kunst, Architektur, Archäologie, Sammlungs- und Denkmalpflege.

Sie sorgt für die Überlieferung von Geschichte, gibt dem Kulturerbe ein Gesicht – und eine Zukunft.

„Restaurieren morgen“

lautet das diesjährige Motto, unter dem wir einen Blick in die Zukunft werfen möchten.

  • Wie bewahren Restaurator:innen künftig unser Kulturgut?
  • Auf welche Herausforderungen werden sie treffen?
  • Welche Future Skills benötigen sie hierfür?

Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel, digitaler Transformation, Klimawandel und Umweltschutz werden Restaurator:innen künftig nicht nur Spezialkenntnisse benötigen. Zunehmend werden auch fachübergreifende Fähigkeiten und neue Konzepte eine Rolle für das Wirken der Berufsgruppe spielen. Zentral bleibt trotz dieses Wandels das unmittelbare Wirken und Handanlegen direkt am Original.

Quelle: https://www.tag-der-restaurierung.de

👉🏽 Hier geht es zu dem ausführlichen Interview mit Dipl.-Restauratorin Ulrike Villwock, die zu dem diesjährigen Motto „Restaurieren morgen“ befragt wurde:

Ist die Restaurierung nur ein traditioneller oder auch ein zukunftsorientierter/zeitgemässer Beruf? 

Zur Geschichte des Tages

Der Europäische Tag der Restaurierung wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Konservierung und Restaurierung unseres kulturellen Erbes zu schärfen. Diese Initiative hebt die wertvolle Arbeit von Restaurator:innen und Konservator:innen hervor, die historische Artefakte, Möbel, Kunstwerke und architektonische Denkmäler für zukünftige Generationen bewahren.

Historisch gesehen, hat die Konservierung und Restaurierung ihre Wurzeln in frühen Erhaltungsbemühungen in Europa, bei denen Handwerker:innen und Restaurator:innen beauftragt wurden, religiöse Gebäude, Skulpturen und Gemälde zu erhalten.
Im 19. Jahrhundert, als das Interesse an der Erhaltung des kulturellen Erbes in Europa wuchs, entwickelten sich formalisierte Restaurierungspraktiken, die von Persönlichkeiten wie Eugène Viollet-le-Duc, einem französischen Architekten, der für seine Restaurierungen gotischer Bauten bekannt ist, beeinflusst wurden.

Die Idee für einen europäischen Tag der Restaurierung wurde vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.) initiiert, um den Dialog und den Wissensaustausch in Europa zu fördern.
Offiziell 2018 ins Leben gerufen, wird dieser Tag jedes Jahr jeweils am 3. Sonntag im Oktober gefeiert, um Restaurierungsprojekte zu präsentieren, die Öffentlichkeit einzubeziehen und die Bedeutung der Erhaltung des kulturellen Erbes Europas hervorzuheben.

Der European Day of Conservation-Restoration hat sich seit seiner Ausrufung zu einer bedeutenden Veranstaltung entwickelt, die von zahlreichen Events, Workshops und offenen Ateliers in ganz Europa (21 beteiligte Länder) begleitet wird. Dabei stehen sowohl das handwerkliche Können als auch die wissenschaftlichen Methoden der modernen Restaurierung im Fokus.

Auf folgenden Websites finden Sie das Deutsche und Schweizer Programm für den siebten Europäischen Tag der Restaurierung.

Deutschland:

Schweiz:

EU:

Besuch bei Marino Menegazzo, dem letzten Goldschläger Venedigs

Besuch bei Marino Menegazzo, dem letzten Goldschläger Venedigs

Nach einem morgendlichen Besuch der Basilica di San Marco in Venedig, die mit ihrem Reichtum an leuchtend goldenen Mosaiken in den zahlreichen Kuppeln und Bögen einen sprachlos hinterlässt, folgte ein unvergesslicher Besuch in einer kleinen, versteckten Werkstatt abseits des Touristenstroms von Venedig.

Mit Glück konnte ich die Werkstatt von Marino Menegazzo besichtigen, dem letzten Goldschläger Meister Venedigs.

Mit seiner Frau Sabrina Berta führt er in vierter Generation – im ehemaligen Wohnhaus des berühmten Malers Tizian – ein wahres Kunsthandwerk aus, ohne das die Mosaike des Doms nicht mehr in gleicher Qualität und Leuchtkraft hergestellt werden könnten.

Er führt sein Handwerk mit enormer Kompetenz und ganzer Seele aus.

Ich erhielt einen Einblick in die verschiedenen Produktionsschritte der manuellen Blattgoldherstellung und der dafür benötigten Werkzeuge und Gerätschaften.

Marino Menegazzo, der letzte Goldschläger Venedigs

Das folgende Video zeigt, mit welcher Leichtigkeit und Eleganz er das kostbare Material bearbeitet.

Der Unterschied zwischen industriell hergestelltem und handgefertigtem Blattgold ist enorm. Mit industriellem Blattgold zu arbeiten, gestaltet sich oft als schwierig: Es ist deutlich dünner, empfindlicher und bricht schnell. Zudem fehlt ihm die leuchtende Strahlkraft, die handgefertigtes Blattgold auszeichnet.

Marino Menegazzo muss seinen Betrieb Mario Berta Battiloro srl zum Jahresende – nur ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum – schließen. Alle Rettungsversuche sind gescheitert.

Herzlichen Dank, Marino Menegazzo, für die wunderbare Gelegenheit, Ihre Werkstatt besuchen zu dürfen! Es war mir eine große Freude!

Unser handgeschlagenes Blattgold hat Seele.

Marino Menegazzo

Letzter Goldschläger Venedigs

Blattgoldherstellung in Deutschland:

Die Blattgoldherstellung geschieht heute zumeist maschinell, allerdings gibt es noch immer Betriebe, die auf den traditionellen Prozess zurückgreifen und das Blattgold von Hand schlagen – besonders in der bayerischen Stadt Schwabach bei Nürnberg beherrschen noch einige Handwerker die fast vergessene Kunst der Goldschlägerei. 

Homo Faber Guide

Homo Faber Guide

Mit dem Homo Faber Guide hat die Michelangelo Foundation ein einzigartiges digitales Schaufenster für europäisches Kunsthandwerk geschaffen.

Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kunsthandwerk zu feiern und zu bewahren. Aus diesem Grund hat sie eine europäische Landkarte der bedeutendsten Vertreterinnen und Vertreter in diesem Bereich erstellt, um sie miteinander zu verbinden: Kunsthandwerkende, im Design Tätige, Verantwortliche für Galerien und Museumsausstellungen, Sammlerinnen und Sammler sowie einfach alle, die sich für hochwertige handgefertigte Objekte begeistern.

Es erfüllt mich mit Freude, Teil dieses Netzwerkes zu sein.

Homo Faber Guide - Chaska Schuler

Homo Faber 2024: The Journey of Life

Ich werde am 4./5. September in Venedig sein und die anregenden Ausstellungen der Biennale besuchen, die in den prächtigen Räumen der Fondazione Giorgio Cini stattfinden.

Hunderte von handgefertigten Objekten sind zu entdecken – geschaffen von den talentiertesten Handwerksleuten aus aller Welt.

HOMO FABER GUIDE

With the Homo Faber Guide, the Michelangelo Foundation has created a unique digital platform for European artisanship.

The Foundation’s mission is to celebrate and preserve master artisanship, and for this reason it has created a European map of the most significant representatives in this field, with the aim of connecting all its protagonists: artisans, designers, gallery owners, art curators, collectors and enthusiasts of high-quality handmade pieces.

I feel happy and honored to be part of this network.

Homo Faber 2024: The Journey of Life

I will be in Venice on the 4th/5th of September, visiting the inspiring exhibitions of the Biennale held in the magnificent spaces of Fondazione Giorgio Cini. There are hundreds of handmade objects to discover, created by the most talented craftspeople from all over the world.