Homo Faber Guide

Homo Faber Guide

Mit dem Homo Faber Guide hat die Michelangelo Foundation ein einzigartiges digitales Schaufenster für europäisches Kunsthandwerk geschaffen.

Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kunsthandwerk zu feiern und zu bewahren. Aus diesem Grund hat sie eine europäische Landkarte der bedeutendsten Vertreterinnen und Vertreter in diesem Bereich erstellt, um sie miteinander zu verbinden: Kunsthandwerkende, im Design Tätige, Verantwortliche für Galerien und Museumsausstellungen, Sammlerinnen und Sammler sowie einfach alle, die sich für hochwertige handgefertigte Objekte begeistern.

Es erfüllt mich mit Freude, Teil dieses Netzwerkes zu sein.

Homo Faber Guide - Chaska Schuler

Homo Faber 2024: The Journey of Life

Ich werde am 4./5. September in Venedig sein und die anregenden Ausstellungen der Biennale besuchen, die in den prächtigen Räumen der Fondazione Giorgio Cini stattfinden.

Hunderte von handgefertigten Objekten sind zu entdecken – geschaffen von den talentiertesten Handwerksleuten aus aller Welt.

HOMO FABER GUIDE

With the Homo Faber Guide, the Michelangelo Foundation has created a unique digital platform for European artisanship.

The Foundation’s mission is to celebrate and preserve master artisanship, and for this reason it has created a European map of the most significant representatives in this field, with the aim of connecting all its protagonists: artisans, designers, gallery owners, art curators, collectors and enthusiasts of high-quality handmade pieces.

I feel happy and honored to be part of this network.

Homo Faber 2024: The Journey of Life

I will be in Venice on the 4th/5th of September, visiting the inspiring exhibitions of the Biennale held in the magnificent spaces of Fondazione Giorgio Cini. There are hundreds of handmade objects to discover, created by the most talented craftspeople from all over the world.

Poliment- und Ölvergoldung

Poliment- und Ölvergoldung

Die Replika eines Blumenornaments von Ignaz Günther habe ich poliment-glanzvergoldet. Die seitlichen Ränder sind mit Silber und Kupfer ölvergoldet.
Der Begriff „vergolden“ erstreckt sich auch auf die Bearbeitung unedler Blattmetalle.

Die Polimentvergoldung ist die edelste, traditionsreichste aber auch aufwendigste Vergoldungsart.

Die Chinesen sollen schon 2000 v. Chr., die Ägypter 1600 v. Chr. das Blattgold verwendet haben.
Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) und Vitruv beschreiben in der frühen Kaiserzeit die Herstellung und Anwendung von Blattgold sowie die Polimentvergoldung: «Holz wird mit einem Poliment aus einer Mischung von Gelbocker mit roter (aus Sinope) und weisser Tonerde (aus Melos) vergoldet.»

Die Polimentvergoldung entsteht in mehreren Arbeitsschritten. Sie beginnt mit dem Auftrag der Leimtränke, daran schließt sich der Aufbau des Kreidegrunds an. Als direkter Träger des Blattgoldes dient das Poliment.

Da ihr Aufbau keinen Schutz vor Feuchtigkeit gewährt, kommt sie ausschliesslich in Innenräumen bspw. bei Skulpturen, sakralen Gegenständen oder aufwendigen Bilderrahmen zur Anwendung.

Die antiken Autoren erwähnen die sogenannte Öl- oder Mixtion-Vergoldung mit Blattgold auf einem Klebeöl nicht.
Diese Vergoldung lässt sich zwar nicht polieren, man kann sie aber universell auf fast jeden Untergrund im Innen- und Aussenbereich auftragen. Saugende Untergründe wie Holz, poröser Stein, Putz und Stuck müssen mit einem Lack abgesperrt werden.

Diese Mattvergoldung ist die widerstandsfähigste aller mechanischen Vergoldungstechniken und benötigt keinen Kreide- und Polimentaufbau wie die Glanzvergoldung. Eine Ölvergoldung hält im Freien mindestens 20 bis 30 Jahre.

Das folgende Video zeigt ausführlich die einzelnen Arbeitsschritte der Polimentvergoldung (vgl. auch Text unter dem Video):

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On the following website, you will find interesting information about water gilding (tools, instructions, and tips) available in English, French, Italian, Spanish, and German:

Polimentvergoldung

Die Leimtränke

Die Vorbereitung der Leimtränke ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine essentielle Verbindung zwischen dem zu vergoldenden Objekt und der darauf folgenden Kreidegrundierung herstellt.
Dabei kommen wasserlösliche Glutinleime zum Einsatz, die aus verschiedenen Tierprodukten (Haut, Knochen, Fischhaut und -gräte) gewonnen werden und durch Einweichen und anschließende Erwärmung (weniger als 50 Grad Celsisus!) vorbereitet werden. Die optimale Konsistenz und Temperatur der Leimtränke sind unerlässlich, ebenso wie ein gründlich vorbereitetes Arbeitsstück und ein sauberer Arbeitsplatz.
Die Anwendung erfordert zügiges Handeln, da die Tränke bei Abkühlung ihre Fließfähigkeit verliert und weniger tief ins Objekt eindringt. Sie muss gründlich in das Material einmassiert werden, um vollständig aufgesogen zu werden.

Die Kreidegrundierung

Nachdem das Werkstück getrocknet ist, wird nun eine mehrschichtige Grundierung aufgetragen, die aus einer Mischung verschiedener Kreidesorten besteht und durch Warmleim gebunden wird.

Der Grundauftrag erfolgt in drei aufeinanderfolgenden Schritten: Stupfen, Anreiben und Ausgrundieren.

Beim Stupfen wird der handwarme, dickflüssige Kreidegrund mit einem runden Borstenpinsel auf das Werkstück aufgetragen und anschließend vertupft, um eine vergrößerte Oberfläche zu schaffen.
Das Anreiben erfolgt mit einem verdünnten Kreidegrund, der mit einem langhaarigen Borstenpinsel gleichmäßig aufgetragen wird, um eine lebendige Oberfläche zu erzeugen. Die Pinselstriche bleiben sichtbar und bilden die Grundlage für die dritte Grundierungsschicht.
Die Ausgrundierung wird einem langhaarigen Haarpinsel «nass in nass» aufgetragen, um die Grundierungsschicht zu komplettieren.

Zwischen jedem Schritt muss das Werkstück gründlich trocknen, bevor mit dem nächsten Schritt fortgefahren werden kann, wobei der Auftrag von Schicht zu Schicht dünnflüssiger wird und weniger Leim enthält.

Das Poliment

Durch das Schleifen der Grundierschichten wird eine feine, glatte und gleichmäßig poröse Oberfläche erzielt. Schleifstaub muss gründlich entfernt werden, und eventuelle Rückstände von Handfett können mit einem weichen Baumwolltuch, das mit Ethanol benetzt ist, abgewischt werden. Sauberkeit am Arbeitsplatz ist für den folgenden Prozess der Polimentierung unerlässlich.

Das vorbereitete Poliment – eine Mischung von Polimentleim (Speisegelatine) und Bolus (gemahlene Tonerde) – wird leicht erwärmt und auf das Werkstück aufgetragen.
Die traditionellen Farben für Glanzvergoldung sind Gelb und Rot, wobei normalerweise zwei Schichten Gelb und darauf zwei Schichten Rot aufgetragen werden. Es ist wichtig, dass das gelbe Poliment mehr Leim enthält.
Blattgold wird wärmer, wenn ein roter Bolus und blasser, wenn ein gelber Bolus verwendet wird. Für Blattsilber wird meist ein schwarzer, blauer oder weißer Bolus verwendet, die für einen brillanteren Effekt perfekt sind.
Zwischen den Aufträgen muss das Werkstück bei Raumtemperatur gründlich trocknen, um sicherzustellen, dass der Bolus nicht brüchig wird.
Anschließend wird die Oberfläche mit einer speziellen Bürste gebürstet, um eine feine und dichte Basis für das Blattgold zu schaffen und die nachfolgende Vergoldung zu erleichtern.

Anschiessen

Ein heller und sauberer Arbeitsbereich ist für den Auftrag des Blattgoldes entscheidend. Eine konstante Luftfeuchtigkeit von etwa 60 Prozent, die durch einen Wasserkocher aufrechterhalten werden kann, verhindert eine zu schnelle Trocknung der aufgetragenen Lösung.

Die erforderlichen Werkzeuge wie das Vergolderkissen und -messer sowie der Anschiesser (Haarbesatz aus feinstem Fehhaar) müssen griffbereit sein.

Die Netze besteht aus destilliertem Wasser und Alkohol. Sie wird kurz vor der Anwendung gemischt, da Alkohol schnell verdunstet.

Das Blattgold wird auf die mit Netze vorbereitete Fläche gelegt, wobei die Lösung den im Untergrund enthaltenen Leim aktiviert. Das Anschiessen der Goldblättchen erfordert Präzision und Planung, um ein harmonisches Ergebnis zu erzielen.

Nach dem Trocknen wird das Blattgold mit einem Achat-Stein poliert, bis eine gleichmäßig glänzende Oberfläche entsteht.

Wenn alle Schritte behutsam ausgeführt werden, entsteht eine eindrucksvolle massiv wirkende Goldoberfläche, die den Betrachter fasziniert.

Vergoldungen sind dauerhaft und benötigen keinen Schutz.

Im Aussenbereich (Ölvergoldung) sollte Gold mit mindestens 23.5 Karat verwendete werden.
Silber- und Kupferpartien können mit einem alkohlgelösten Lack (z.B. Schellack) überzogen werden, damit sie nicht oxidieren.

Unpolare Lacke, wie Zelluloselacke (Zapon) oder toluol bzw. xylolgelöste Lacke (Paraloid, Plexigum) sollten nicht verwendet werden, da sie das Mixtion anlösen können.